Kommentar |
Dass die Europäische Union (EU) einen großen Einfluss auf die nationalstaatlichen Handlungsspielräume hat, ist spätestens seit der Eurokrise Allgemeinwissen. Doch welche Rolle spielen die Bürger in der EU, bzw. welche Rolle spielt die EU für die Bürger? Lange Zeit wurde betont, dass die Belange der Bürger nicht in den Aufgabenbereich der EU fallen würden bzw. die Haltung der Bürger ihr gegenüber von einer - auf wohlwollenden Desinteresse beruhenden - stillschweigenden Zustimmung geprägt sei. In letzter Zeit erlebt man jedoch, dass europäische Themen wie der Umgang mit der EU-Außengrenze oder der Euro den Weg in die öffentlichen Debatten gefunden haben und dass auch nicht (mehr) automatisch eine Zustimmung vorausgesetzt werden kann. In dem Seminar soll das Verhältnis der Bürger zur EU untersucht werden. Auf der einen Seite werden mögliche Vergesellschaftungs- und Vergemeinschaftungsprozesse durch die EU diskutiert. Gibt es eine europäische Identität oder Solidarität? Oder erleben wir ein Erstarken der nationalen Gemeinschaften als Reaktion auf die transnationale Vergesellschaftung? Auf der anderen Seite werden mögliche europäische Schließungsprozesse ins Auge gefasst. Wer gilt als Europäer, wo werden Grenzen nach außen gezogen? Was sind mögliche politische aber auch soziale Folgen dieser Schließungsprozesse? Zur Beantwortung der Fragen werden sowohl theoretische Ansätze kennengelernt als auch empirische Studien diskutiert.
The European Union from the perspective of the people |