Kommentar |
Unsere zwischenmenschliche Interaktion ist dadurch geprägt, dass wir je nach Gesprächssituation, der adressierten Person und der sozialen Nähe/Distanz unterschiedlich höflich kommunizieren. Dies schlägt sich nicht nur in der Wahl von Anredepronomen, also der Frage, ob man duzt oder siezt, nieder, sondern auch in der Frage, wie direkt oder indirekt wir bestimmte Sprechakte wie Aufforderungen formulieren. Sagen wir zum Beispiel Gib mir bitte den Bleistift oder abgeschwächt Könntest du mir (vielleicht) den Bleistift geben?. Auch die Frage, ob man das Gegenüber mit Vokativen anredet (z.B. Sarah, gibst du mir mal den Stift?) kann als Höflichkeitsstrategie verstanden werden. Zur Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehung können in bestimmten (v.a. jugendsprachlichen) Communities interessanterweise auch scheinbar gesichtsbedrohende Vokative wie Digger oder Alter verwendet werden. Im Seminar betrachten wir diese und ähnliche Phänomene aus dem Bereich der Höflichkeit und beschäftigen uns darüber hinaus damit, durch welche Prinzipien höfliche Interaktion sprachhistorisch geprägt war. Im Anschluss führen Sie angeleitet in Kleingruppen selbst Forschungsprojekte durch, in denen Sie einer Forschungsfrage aus dem Gegenstandsbereich empirisch nachgehen. |