Kommentar |
Entwickelte Wohlfahrtsstaatlichkeit ist eine zentrale Errungenschaft westlicher Industriegesellschaften, die stets an gesellschaftliche Veränderungen angepasst und neu ausgehandelt werden muss. Dabei ist die vermeintliche oder tatsächliche „Krise“ des Sozialstaates ein Dauerbrenner in der politischen Diskussion. Gleichzeitig zeigt sich der Wohlfahrtsstaat – etwa in der Corona-Pandemie oder der so genannten Polykrise – als wichtiger Krisenbewältigungsmechanismus. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die historische Entstehung und Entwicklung, die Leitprinzipien und die aktuellen Umbrüche des deutschen Wohlfahrtsstaates. Inwiefern gibt es einen spezifisch deutschen Weg der Wohlfahrtsstaatlichkeit, und wie kann dieser erklärt werden? Welche Logik, welche Tendenzen lassen sich im Umbau des deutschen Wohlfahrtsstaates im Rahmen europäischer und globaler Entwicklungsprozesse feststellen? Schwerpunktmäßig werden wir uns mit Theorieperspektiven der vergleichenden Wohlfahrtstaatsforschung, mit der konkreten institutionellen Ausgestaltung wichtiger Felder der deutschen Sozialpolitik (z.B. Alterssicherung, Gesundheit, Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, Mindestsicherung, Familienpolitik, Altenhilfe und Pflege) sowie aktuellen Entwicklungstendenzen und Zukunftsaussichten beschäftigen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Seminarteilnehmer:innen zu befähigen, aktuelle Entwicklungen und Streitfragen der deutschen Sozialpolitik kennen zu lernen und vor dem Hintergrund verschiedener „analytischer Brillen“ der politikwissenschaftlichen Wohlfahrtsstaatsforschung einordnen und kritisch reflektieren zu können – nicht zuletzt im Hinblick auf ihre Konsequenzen für die Praxis der Sozialen Arbeit. |
Literatur |
Dallinger, U. (2016): Sozialpolitik im internationalen Vergleich. Konstanz/München.
Obinger, H./ Schmidt, M. G. (Hg.) (2019): Handbuch Sozialpolitik. Wiesbaden: Springer VS Verlag.
Reiter, R. (2017) (Hg.): Sozialpolitik aus politikfeldanalytischer Perspektive. Eine Einführung, Wiesbaden: Springer VS. |