Kommentar |
Geschichtsschreibung ist Konstruktion. Archive schaffen die materielle Grundlage für eine fortgesetzte Reflexion. Dass die Ordnungen archivierter Dinge nicht selbsterklärend sind, haben poststrukturale und postkoloniale Forschungen gezeigt. Kulturelle Zeugnisse, so Walter Benjamin, sind nicht frei von Barbarei. Diese Ambiguität betrifft auch den Prozess der Überlieferung von Dokumenten. Demzufolge müssen Bedingungen und Möglichkeiten ihrer Ordnungen sowie deren Auslegungen untersucht und offengelegt werden. Wie kann das geschehen, wie können Archive kommentiert oder gegen den Strich gebürstet werden? Diese Fragen reflektieren nicht nur Wissenschaftler*innen, auch Künstler*innen setzen sich mit Archiven und Sammlungen auseinander. Sie intervenieren, fragen nach Sichtbarkeit und Ausgrenzung, erproben Re-Kombinationen des Materials, stoßen Metareflexionen an und thematisieren deren Bedeutungen für die Gegenwart. Das Seminar geht diesem „archival impulse“ (Hal Foster) in der Kunst nach. Untersucht wird diese künstlerische Haltung in der Gegenwartskunst; thematisiert werden kunst- und kulturwissenschaftliche Texte, die einen Diskussionsrahmen schaffen sowie ausgewählte künstlerische Positionen und Interventionen.
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Literatur |
The Archive, hrsg. von Charles Merewether, Cambridge/MA, MIT Press, 2006
Hal Foster, “An Archival Impulse“, in: October, Heft 110, 2004, Jg. 29, S. 3-22. |