Auch wenn die senegalesische Autorin Mariama Bâ (1929-1981) nur zwei Romane verfasst hat, gehört sie unumstritten zu den wichtigsten Stimmen der frankophonen westafrikanischen Literatur. Vor allem gilt Mariama Bâ als wichtige Feministin Senegals, die sich für Frauenrechte und insbesondere für die Bildung von Frauen eingesetzt hat. Im Zentrum dieses Proseminars steht die Untersuchung ihres Briefromans Une lettre si longue (1979), für den Mariama Bâ 1980 den Noma-Preis für afrikanische Literatur erhält. Ramatoulaye, deren Ehemann Motou eine zweite, jüngere Frau geheiratet hat, verfasst 27 Briefe an ihre beste Freundin Aïssatou und behandelt hier die Erfahrung der polygamen Ehe, die beide Frauen teilen.
Neben der Einordnung des Textes in das literarische Genre des roman épistolaire, nähern wir uns dem Text vor allem aus einer postkolonialen Perspektive und fragen nach dem Potenzial des interkulturellen Wissenstransfers. Außerdem soll es im Zuge eines feministischen Blickwinkels um Gleichberechtigung und das Motiv der Schwesternschaft gehen. Schließlich fragen wir auch nach der Rolle des literarische Schreibens im Kontext von gesellschafts-politischem Engagement, arbeitet Mariama Bâ in Une lettre si longue doch auf eindrucksvolle Weise die prekäre Situation der Frau im Hinblick auf konkrete Missstände einer Gesellschaft auf, die von Hierarchien und Kastensystemen gekennzeichnet ist.
Dieses Proseminar zielt darauf ab, anhand der exemplarischen und tiefgehenden Beschäftigung mit Une lettre si longue Grundkenntnisse des literaturwissenschaftlichen Arbeitens zu vermitteln und Sie auf das Erstellen einer literaturwissenschaftlichen Hausarbeit vorzubereiten.
Bitte beschaffen Sie sich eine (gebrauchte) Ausgabe von Une lettre si longue und lesen Sie den Text vor Beginn der Vorlesungszeit. Weitere Textausschnitte, etwa aus Bâs zweitem Roman Un chant écarlate (1981) oder aus ihrem Essai La fonction politique des littératures africaines écrites (1981), werden auf Moodle zur Verfügung gestellt. |