Kommentar |
“Ethnographic fieldwork is not just a way to conduct social research. It is a very special way. It is, if not the way, a distinctive way of knowing and being as a social scientist.” (Atkinson 2014, S. 3) Mit dem Notizblock in die Mikrogesellschaft der Bahnhofskneipe, dem Tonband in das komplexe Ritual der ärztlichen Runde im Krankenhaus, oder der Bodycam in die spezialisierten, arbeitsteiligen Einsätze von Bergrettungsteams. Ethnographie ist eine besondere Form, Kommunikation zu beforschen, weil sich ihre Vertreter:innen mitten ins gesellschaftliche Geschehen hinein begeben, um von da aus die Lebenswelten und Praktiken von Menschen nachzuvollziehen. Das Seminar möchte in die Grundlagen und Vorgehensweisen der ethnographischen Feldforschung einführen. Das bedeutet zum einen, Grundlagentexte zu lesen, und zum anderen, die ethnographische Praxis einzuüben, wobei neben der Erhebung und Analyse von Daten ‚aus erster Hand‘ auch das Schreiben kleiner ethnographischer Textformate im Vordergrund steht. Hierzu will ich mich mit den Seminarteilnehmer:innen möglichst schnell mitten ins Forschungsfeld begeben und im Laufe des Semesters kleine Ethnographien erarbeiten, die in ein reges Gespräch miteinander gebracht werden sollen. Die Teilnehmer:innen können dabei eigene Themen- bzw. Feldvorschläge einbringen. |
Literatur |
„To do a decent ethnography yourself, you need to develop criteria for judging ethnographies, and that means reading them.” (Delamont 1992, S. 11)
Ethnographie lebt in und von ihren literarischen Formaten. Ethnographien wie Alice Goffmans On the Run (2014) oder Matthew Desmonds Evicted (2016) werden in den USA weit jenseits akademischer Zirkel gelesen, unter anderem, weil ihre Autor:innen sie mit literarischem Anspruch schreiben. Insofern unterscheidet sich das ethnographische Schreiben von anderen Schreibkulturen in den Sozialwissenschaften. Wie Sara Delamont im obigen Zitat klarstellt, muss man, um Ethnographie zu lernen, erst einmal lernen, was eine gute Ethnographie (literarisch) ausmacht. Allgemein kombinieren wir für die Lektüre des Seminars Methodentexte und Auszüge aus Ethnographien erfahrener Autor:innen und lesen diese mit Blick auf die Frage ‚Wie macht der:die Autor:in das?‘. Vor dem Hintergrund planen wir für jede Sitzung kurze Datensessions ein, in denen wir über ausgewählte Aspekte aus diesen Studien sprechen. |
Bemerkung |
Wichtiger Hinweis: Bei diesem Kurs handelt es sich um einen Methodenpraxiskurs im Modul „Methoden empirischer Kommunikationsforschung“. Die Studienplätze in den Methodenpraxiskursen werden im direkten Windhundverfahren vergeben. Die Zulassung zur Veranstaltung erfolgt sofort in der Reihenfolge des Eingangs der Anmeldungen, bis die Kapazität ausgeschöpft ist. In diesem Kurs stehen 40 Plätze zur Verfügung. Eine Warteliste existiert nicht. Bitte beachten Sie die 1. Anmeldephase: Diese startet am 15.02. und endet am 08.03.2025. Der Studienverlaufsplan für das Bachelorstudienfach „Kommunikationswissenschaft“ sieht vor, dass Studierende des 2. Semesters neben der Methodenvorlesung zwei Methodenpraxiskurse belegen. Studierende, die sich für diesen Kurs anmelden, benötigen wie bei den anderen Methodenpraxiskursen noch eine weitere Anmeldung für einen zweiten Methodenpraxiskurs. Studierende, die sich für mehr als zwei Methodenpraxiskurse im LSF anmelden, werden nur in zwei Veranstaltungen bei der Platzvergabe berücksichtigt. Weitere Anmeldungen werden durch das Institut inaktiv gesetzt. Sollten Sie in einem Kurs keinen Platz erhalten haben, müssen Sie sich in der 2. Anmelde- bzw. Einschreibephase in der Zeit vom 24.03 bis 18.04. für einen anderen Methodenpraxiskurs mit noch freien Plätzen anmelden.
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