| Kommentar |
Die Vorlesung führt in zentrale Konzepte, Theorien und Fragestellungen der Vergleichenden Politischen Ökonomie (VPÖ) und der Wirtschaftssoziologie ein. Im Mittelpunkt steht die Analyse der konstitutiven Merkmale und der Vielfalt kapitalistischer Ordnungen. Alle entwickelten Marktwirtschaften beruhen auf Institutionen, die wirtschaftliches Handeln regulieren – doch Gesellschaften unterscheiden sich erheblich in deren Ausgestaltung. Staatliche Eingriffe in Lohnfindung, Vertragsfreiheit oder die Absicherung von Lebensrisiken fallen beispielsweise selbst innerhalb Europas sehr unterschiedlich aus. Varianten des Kapitalismus beruhen auf spezifischen institutionellen Konfigurationen, die historisch entstanden, politisch geformt und kulturell eingebettet sind. Diese Institutionen prägen ökonomische Strukturen, beeinflussen soziale Ungleichheiten und eröffnen unterschiedliche makroökonomische Entwicklungspfade. Auf der Grundlage wichtiger theoretischer Ansätze und empirischer Erkenntnisse aus der Wirtschaftssoziologie und der VPÖ vermittelt der Kurs die wesentlichen Elemente zum Verständnis und zur Erklärung dieser kapitalistischen Heterogenität in verschiedenen Gesellschaften.
Die Themen und die Lektüre, die den Kern jeder Sitzung bilden, sind in vier Hauptblöcke unterteilt. Der erste Block Theoriehistorische Grundlagen befasst sich mit den Hauptargumenten verschiedener Klassiker der Kapitalismusforschung (u.a. Smith, Marx, Weber, Schumpeter, Polanyi, Bourdieu, Veblen). Der zweite Block Neuere theoretische Ansätze der VPÖ konzentriert sich auf verschiedene Ansätze (Institutionalismus, Wohlfahrtsstaatsregime, Varieties of Capitalism, Wachstumsmodelle), die die räumliche und zeitliche Heterogenität des Kapitalismus aufzeigen. Der dritte Block Politische Macht, Akteure und gesellschaftliche Konflikte betrachtet Macht und Politik als entscheidende Elemente, die das Funktionieren des Kapitalismus maßgeblich beeinflussen. Der vierte Block Gegenwärtige Trends und Herausforderungen schließlich befasst sich u.a. mit der wachsenden Ungleichheit, Finanzialisierung, (De-)Globalisierung, autoritärem Populismus, Klimawandel) die zum Nachdenken über die Zukunft des Kapitalismus anregen.
Hauptthemen:
- Ungleichheit
- Wirtschaftsideologie
- Institutionalismus
- Varianten des Kapitalismus
- Wachstumsmodelle
- Macht und Hegemonie
- Arbeitsmarkt und Arbeitsbeziehungen
- Wohlfahrtsstaaten
- Finanzialisierung
- (De-)Globalisierung
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| Literatur |
- Baccaro, L., & Pontusson, J. (2016). Rethinking Comparative Political Economy: The Growth Model Perspective. Politics & Society, 44(2): 175-207.
- Bourdieu, P. (2012/1983). Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital. In U. Bauer, U. H. Bittlingmayer, & A. Scherr (Hrsg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie, pp. 229-242. Wiesbaden: Springer.
- Clift, B. (2021). Comparative Political Economy: States, Markets and Global Capitalism. Bloomsbury Publishing.
- Hall, P. A., & Soskice, D. (2001). Varieties of Capitalism: The Institutional Foundations of Comparative Advantage. Oxford, UK: Oxford University Press.
- Hall, P. A., & Taylor, R. C. (1996). Political Science and the Three New Institutionalisms. Political Studies, 44(5): 936-957.
- Lukes, S. (2005/1974). Power: A Radical View. Basingstoke: Palgrave Macmillan.
- May, C., Mertens, D., Nölke, A., & Schedelik, M. (2023). Politische Ökonomie: Vergleichend-International-Historisch. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
- Polanyi, K. (2001/1944). The Great Transformation: The Political and Economic Origins of Our Time. Boston: Beacon Press.
- Veblen, T. (2007/1899). The Theory of the Leisure Class. Oxford, UK: Oxford University Press.
- Weber, M. (2016/1920). Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. Wiesbaden: Springer.
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