Gruppe 1: Peter Ellenbruch: Grundlagen der Filminterpretation
Filmische Darstellungen und Erzählungen spielen in der heutigen Alltagswelt fast omnipräsent eine Rolle (sowohl im Kino als auch in sekundärmedialen Formen in Fernsehen, sogenannten Streaming-Diensten und anderen Internet-Bewegtbildformen). Um aber im Schulunterricht oder in der Forschung adäquat mit Filmen umgehen zu können, braucht man sowohl ein spezifisches Instrumentarium von analytischen Termini als auch eine damit zusammenhängende Schulung der eigenen Wahrnehmung. Dieses Seminar stellt in einem ersten Schritt die grundlegenden filmanalytischen Termini vor, bevor in einem zweiten an vielen verschiedenen Materialien diskutiert wird, wie filmische Abbildungen und Erzählungen interpretiert werden können. Denn die filmische Interpretation kann nur gelingen, wenn medienspezifische Beobachtungen und Analysen (und nicht bloße Plotbeschreibungen oder oberflächliche Figurencharakterisierungen) deren Grundlage bilden. So ist es Ziel des Seminars, die Sensibilität gegenüber filmischen Bildern zu schärfen, um im Sinne einer Medienkompetenz wissenschaftlich tragfähige Filminterpretationen bezüglich der Erzählstrukturen und auch quellenkritischer Beobachtungen am Bildmaterial anlegen und vermitteln zu können.
LITERATUR zur Vorbereitung:
Rudolf Arnheim: Film als Kunst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002. (oder eine andere Ausgabe) Weitere Literatur wird während des Seminars über den Online-Semesterapparat zur Verfügung gestellt.
Zu erbringende Studienleistungen werden in der ersten Sitzung bekanntgegeben.
Gruppe 3: Dr. Larissa Carolin Jagdschian: Kinderhörspiele
Wer kennt Sie nicht: Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen oder die Drei ???. Serielle Hörspiele dominieren seit Jahren den Hörbuchmarkt. Dabei lassen sich neben diesen populärkulturellen Hörspielen ästhetisch anspruchsvoller Kinderhörspiele feststellen, die im sonosphärischen Zusammenspiel der verschiedenen semiotischen Ebenen (Stimme, Musik, Geräusche, Narration) Themen wie Mobbing (Die feuerrote Friederike) vermitteln. Am Beispiel historischer und aktueller Kinderhörspiele werden narrative, auditive und technische Fragen diskutiert und Modelle der Hörspielanalyse (nach Sebastian Bernhardt und Matthias Preis) erprobt. Das Seminar vermittelt darüber hinaus einen Einblick in die Geschichte des literarischen Hörangebots für Kinder.
Gruppe 4: Caroline Fußbach: Stereotypisierung und Romantisierung des Mittelalters im Spiegel der Literatur
Prinzessinnen in Schlössern, Ritter auf Aventiuren oder beim Turnierkampf, Burgen und Drachen. Diese und ähnliche Motive, Figuren und Erzählschemata verbinden wir mit dem „dunklen“ Mittelalter, wie es heute auf Mittelaltermärkten und auch in Filmen und in der Literatur rezipiert und vermittelt wird. Von Kinderbüchern wie „Was ist Was. Das Mittelalter“ über Tolkiens Fantasy-Romantrilogie „Der Herr der Ringe“ bis zum beliebten Genre der Mittelalter-Krimis lässt sich beobachten, wie bestimmte Stereotype von „dem Mittelalter“ die entsprechenden Darstellungen und Handlungen beeinflussen. Im Seminar soll zum einen der Frage nachgegangen werden, wie es zu diesen Stereotypisierungen und auch Romantisierungen mittelalterlicher beziehungsweise dem Mittelalter zugeschriebener Aspekte kam, und zum anderen soll analysiert und verglichen werden, auf welche Weise diese in verschiedenen literarischen Gattungen umgesetzt, behandelt oder auch problematisiert werden.
Gruppe 5: Dr. Anna Quednau: Das Museum in der Graphic Novel
Museumsbesuche können anregend sein, anspruchsvoll, ästhetisch beglückend, langweilig oder verstörend. Sie bieten Einblicke in andere Zeiten, fremde Welten, große Kunst und manchmal auch Abgründe. Vor allem der Sehsinn wird im Museum gefordert, es geht ums Betrachten: von Dingen, von Kunst, manchmal auch von anderen Menschen. Da scheint es nicht verwunderlich, dass das visuelle literarische Genre der Graphic Novel sich auch das Museum zum Thema macht – und uns Bilder in Bildern und Rahmen in Frames vor Augen führt.
Im Seminar werden wir uns einige dieser Graphic Novels und Comics anschauen und analysieren, die das Museum zu ihrem Gegenstand machen. Dabei wird es zum einen um das Museum als Ort gehen, als Institution, die in ihren vielfältigen Ausformungen in den Texten reflektiert wird und der wir uns auch theoretisch nähern werden. Zum anderen wird es um die mediale Komponente der Verbindung von Text und Bild in der spezifischen Form des Comics gehen, die auf ihre narrative Struktur und ästhetische Qualität untersucht werden soll. Und vor allem werden die Geschichten in den Mittelpunkt rücken: Narrationen von Erlebnissen im Museumsraum, von Besucher:innen und Kunstbetrachtungen, von Kunstraub und -zerstörung, vom feministischen Blick auf die Museen und kindlichem Staunen.
Literatur / Forschungsliteratur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Gruppe 6: PD Dr. Ines Heiser: Magie und Zauberwesen: Fantastisches Erzählen in verschiedenen Medien
Ob Verwandlungszauber, Einhörner, Feen oder Monster: Übernatürliches und Fantastisches sind beliebte Gegenstände erzählender Literatur. Gemeinsam haben die sehr unterschiedlichen Erzählungen jeweils, dass sie sich mit etwas befassen, für das in der außerliterarischen Realität kein greifbarer Referenzpunkt besteht. Zudem spielen solche Texte – legt man die klassische minimalistische Definition von Todorov an – häufig mit der Unschlüssigkeit von Rezipierenden: Dann ist bewusst offengehalten, ob ein dargestelltes Phänomen innerhalb der Diegese als natürlich oder übernatürlich einzuordnen ist.
Im Seminar befassen wir uns mit der Frage, wie solche Imaginationen einer alternativen bzw. erweiterten Realität zustande kommen und wie diese in verschiedenen Medien realisiert werden können. So ist es beispielsweise vergleichsweise einfach, sprachlich darzustellen, dass ein Wesen „unsichtbar“ ist oder dass eine Figur sich in eine andere „verwandelt“ – welche Möglichkeiten haben dagegen aber visuell operierende Medien wie Comic, Graphic Novel oder Film, entsprechende Vorstellungen zu erzeugen? Wie gehen auditive Texte mit übernatürlichen Phänomenen um, die sich von ihrer Anlage her hauptsächlich auf Visuelles beziehen? Und welche Möglichkeiten bieten Medien jeweils, Deutungsoffenheit in Bezug auf mutmaßlich Fantastisches herzustellen und aufrechtzuerhalten? Neben dieser Analyse unterschiedlicher Darstellungsmöglichkeiten und -techniken diskutieren wir ebenfalls, ob bzw. inwiefern ein verändertes mediales Umfeld auch zum Wandel von Vorstellungsmustern bei Rezipierenden oder zu thematischen Trends beiträgt.
Literatur: Wird in der ersten Sitzung/über Moodle bekannt gegeben.
Gruppe 7: Eva Rothenberger, Dr.: Iwein – Der Löwenritter macht Schule
In seinem zweiten Artusroman (um 1200) erzählt Hartmann von Aue die Geschichte des Ritters Iwein, der Land und Ehefrau gewinnt, beides durch seine verspätete Rückkehr von seiner âventiure-Fahrt wieder verliert und dem Wahnsinn verfällt. Mit Hilfe einer neuen Identität als Ritter mit dem Löwen gelingt ihm schließlich die Wiederherstellung seiner ritterlichen Ehre und die Rückgewinnung der Gunst seiner Gattin Laudine. Die Erzählung über ritterliche Ehre, Minne und Herrschaft, die bereits im Mittelalter breite Rezeption in Text und Bild erfuhr, fasziniert bis heute: die Geschichte vom Löwenritter findet Eingang in die moderne Kinder- und Jugendbuchliteratur und wird als Unterrichtsmaterial in der Grundschule genutzt, um Schüler:innen ‚das Mittelalter‘ nahe zu bringen. Das Seminar befasst sich zunächst mit dem mittelalterlichen Epos Hartmanns von Aue, um anschließend das illustrierte Kinderbuch ‚Iwein & Laudine. Ein Ritter*innen-Epos‘ (Anita Buchart, Lili Mosbauer) sowie Felicitas Hoppes Jugendroman ‚Iwein Löwenritter‘ in den Blick zu nehmen. Dabei stehen die Aspekte der Medialität (Text – Bild) und die Adaptation des Stoffes (Zielpublikum, aktuelle Themen: Diversität, Freundschaft, Individualität) im Fokus. Abgerundet wird die Lehrveranstaltung durch die kritische Prüfung vorhandenen Unterrichtsmaterials zum Thema. Die Lehrveranstaltung ist als blended-learning-Format konzipiert (Phasen des Selbststudiums neben Präsenzsitzungen). Den ‚Iwein‘ Hartmanns von Aue lesen wir in nhd. Übersetzung.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hrsg. und übers. von Rüdiger Krohn. Kommentiert von Mireille Schnyder. Stuttgart 2011 (Reclams Universal-Bibliothek 19011).
Einführende Literatur: Wolf, Jürgen: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue (Einführungen Germanistik). Darmstadt 2007, S. 42–46 (König Artus) 69–94 (‚Iwein‘). |