Kommentar |
Gruppe 1 & 3: Dr. Thomas Bartz: Sprache und Sprachgebrauch untersuchen (inkl. 3 ECTS Inklusion)
Neben dem Lesen, Zuhören, Schreiben und Sprechen gehört die Reflexion über Sprache und ihre Grammatik zu den zentralen Kompetenzbereichen des Deutschunterrichts. Sprachliche Reflexions- und Urteilskompetenz stellt zugleich eine wichtige Voraussetzung für die Kompetenzentwicklung in den übrigen Lernbereichen dar. Trotzdem sind grammatische Themen in der Unterrichtspraxis der Sekundarstufe eher unterrepräsentiert und bei Schüler/-innen wie Lehrkräften unbeliebt. In diesem Seminar erkunden, entwickeln und erproben Sie Modelle der Reflexion über Sprache und Grammatik für den Deutschunterricht, bei denen die Einsichten in die Strukturen der Sprache und ihre Funktionen im Modus des entdeckenden bzw. handlungs- und produktionsorientierten Lernens gewonnen werden. Dabei werden Bedingungen und Chancen des gemeinsamen Lernens im inklusiven Deutschunterricht ebenso berücksichtigt wie Möglichkeiten und Grenzen interaktiver digitale Formate.
Dieses Seminar findet in Präsenz statt und sieht neben Lernstationen die gemeinsame Arbeit im Plenum vor. Die Lernstationen werden in Kleingruppen bearbeitet; seminarbegleitend im Moodle-Kursraum bereitgestellte Materialien ermöglichen Ihnen das vernetzte Arbeiten in den Gruppen sowie in Ihrem eigenen Lerntempo.
Gruppe 2: Prof. Dr. Miriam Morek: Texte prüfen, Fakes entlarven – Medienkritik und Lesekompetenz in der Sekundarstufe
In Zeiten von Desinformation und KI steht der Deutschunterricht vor ganz neuen Herausforderungen: Es reicht nicht mehr aus, wenn Schüler:innen Texte lesen und verstehen können, sondern sie müssen multiple (digitale) Dokumente inhaltlich prüfen, quellenkritisch einordnen und miteinander vergleichen können. „Epistemisch wachsames Lesen“ (Philipp 2024) gewinnt als Lernziel von Deutschunterricht an immenser Bedeutung. Dieses Seminar bereitet angehende Deutschlehrkräfte auf diese Herausforderung vor. Wir werden uns die nötigen fachlichen Grundlagen erarbeiten (Was ist Lesekompetenz und wie wird sie erworben?, Was ist Desinformation bzw. was sind Fake-News?), fachdidaktisch relevante Strategien des Identifizierens und Umgangs mit Desinformation kennenlernen (z.B. Sourcing, Corroboration) und exemplarische Szenarien diskutieren, wie Schüler:innen einen kritischen Umgang mit Desinformation lernen können; dabei wird es auch um die Rolle von KI-Chatbots gehen. Nach einer dozentenseitig angeleiteten Erprobung des Planens entsprechender Sequenzen für den Deutschunterricht erarbeiten Sie in Kleingruppen selbst Unterrichtsplanungen zum Bereiche Desinformation/Fakes (z.B. Influencer-Marketing, Verschörungsnarrative auf Social Media, Deep-Fakes).
Gruppe 4: Prof. Dr. Michael Beißwenger: Sprachreflexion und Sprachvergleich mit Sprachlern-Apps (Di. 10-12)
Sprachlern-Apps wie Duolingo, Babbel, Rosetta Stone oder Mango Language bieten die Möglichkeit, die Verständigungsformen fremder Sprachen kennenzulernen und über verschiedene Übungsformate Ausschnitte aus dem Wortschatz und grundlegende Satzbildungsmuster einzuüben. Ein Spieldesign mit Gamification-Elementen und Community-Funktionen, die zum eigenen Lernen und Üben motivieren sollen, spielen für den Erfolg dieser Apps eine wichtige Rolle. Eine Vielzahl an Sprachkursen steht mittlerweile auf diese Weise für das interaktive, übungsgestützte Selbstlernen zur Verfügung: von den großen Sprachen des indoeuropäischen Sprachraums wie Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Polnisch, Ukrainisch und Russisch über große Sprachen anderer Sprachfamilien (Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Swahili, Türkisch, Arabisch) bis hin zu kleineren (Irisch, Katalanisch, Baskisch) und bedrohten Sprachen (Cherokee, Navajo, Hawaiianisch).
Für den Deutschunterricht bieten Sprachlern-Apps spannende Möglichkeiten für die Untersuchung sprachlicher Vielfalt und für den Sprachvergleich: Ausgehend vom entdeckenden Erkunden der Besonderheiten fremder Sprachen kann das Deutsche im Kontrast zu diesen Sprachen auf verschiedenen Ebenen der Sprachbeschreibung (Wortschatz, Morphologie, Syntax, Pragmatik, Aussprache, Schreibung) hinsichtlich seiner strukturellen und lexikalischen Charakteristika untersucht werden. Dabei können sowohl Sprachen in den Blick genommen werden, die für alle Schülerinnen und Schüler neu sind, als auch in der Schule gelernte Fremdsprachen (z.B. Englisch, Französisch, Spanisch, Latein) sowie Erst- und Zweitsprachen, über die Teile der Klasse bereits verfügen (z.B. Türkisch, Ukrainisch, Arabisch) und die als Ressourcen für den Sprachenvergleich aktiviert werden. Mit Sprachvergleichen dieser Art kann einerseits die Bewusstheit für sprachliche Strukturen im Deutschen gefördert und können andererseits Einsichten in sprachliche Vielfalt vermittelt werden, die an konkreten Sprachbeispielen erarbeitet werden.
In diesem Seminar werden wir in mehreren Explorationsphasen ausgewählte Sprachen mit der App Duolingo erkunden und Merkmale identifizieren, hinsichtlich derer sich diese Sprachen vom Deutschen unterscheiden. Anschließend werden wir die gewählten Sprachen systematisch anhand ausgewählter Merkmale mit dem Deutschen vergleichen und dazu Ideen für die didaktische Integration entsprechender Unterrichtseinheiten in den Deutschunterricht entwickeln. Das schließt eine Auseinandersetzung mit den curricularen Vorgaben für den Deutschunterricht (Bildungsstandards, Lehrpläne) im Kompetenzbereich "Sprache und Sprachgebrauch unteruschen" ein.
Neugier auf die Beschäftigung mit (z.T. völlig) fremden Sprachen und die Bereitschaft zum eigenständigen Experimentieren mit Sprachlern-Apps bilden ideale Voraussetzungen für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar.
Für Studierende, die die Zusatzqualifikation 'Sprachbildung in mehrsprachiger Gesellschaft' (ZuS) erwerben, ist der erfolgreiche Besuch des Seminars zusätzlich zur Kreditierung in der Germanistik für den ZuS-Bereich C 'Unterrichtsfach und Sprache' anrechenbar. |