Kommentar |
Im Mittelpunkt des Seminars steht die Auseinandersetzung mit den ‚märchenhaften‘ Zügen mittelalterlicher Romane. Am Beispiel der Artusromane „Erec“ und „Iwein“ Hartmanns von Aue soll, anhand von längeren Textauszügen, zunächst untersucht werden, inwieweit sich die in der Forschung häufig verwendeten Attribuierungen ‚märchenhaft‘, ‚wunderbar‘ und ‚phantastisch‘ auf Motivik, Figuren, Erzählmuster und Strukurprinzipien anwenden lassen. In diesem Zusammenhang sollen auch verschiedene Deutungs- und Beschreibungsansätze der Forschung diskutiert werden, u. a.: - die Anwendung von Beschreibungsmodellen aus der Märchenforschung (Lüthis Stilanalyse; Propps Strukturanalyse) auf die Artusromane (vgl. dazu Wagner-Harken 1995; Giesa 1987); - der Märchenforschung nahestehende tiefenpsychologische Deutungsansätze (z. B. C. G. Jungs, vgl. Giesa 1987) - die Nähe zum Mythos (vgl. Brüder Grimm; Wolfzettel 2005) - die Nähe zur Feenerzählung (vgl. Breulmann 2009) Ergebnis der ersten Seminarphase soll ein gemeinsam erarbeiteter Kriterienkatalog sein, der dann im Rahmen einer über mehrere Sitzungen gehenden Gruppenarbeitsphase eigenständig auf ausgewählte Texte/Textauszüge appliziert werden soll, z. B. aus dem Bereich der Artusepik („Parzival“, „Tristan“ u. a.) und der Feenerzählungen (besonders Konrads von Würzburg „Partonopier und Meliur“).
Verbindlicher Bestandteil des Seminars ist, zusätzlich zu den wöchentlichen Seminarsitzungen, ein gemeinsam mit Liane Schüller und Peter Ellenbruch sowie Studierenden aus Seminaren zu den Themen „Fantastik in der Literatur“ und „Vom Wundersamen bis zur High-Tech-Vision - Erzähltraditionen im Science-Fiction-Kino“ durchgeführter Workshop (Termin: 24.01.2026). In diesem Workshop sollen Perspektiven aus neuerer und älterer Literaturwissenschaft sowie der Filmwissenschaft zusammengeführt werden. Am Beispiel des Films THE RED SHOES (1948, Michael Powell / Emeric Pressburger) sollen die Aspekte des ‚Wunderbaren‘, ‚Phantastischen‘ und ‚Märchenhaften‘ diskutiert, intertextuelle bzw. intermediale und motivliche Bezüge sowie filmische Darstellungsmittel (im Vergleich mit literarischen) untersucht und dabei jeweils an die vorangehenden Seminardiskussionen angeknüpft werden. Nähere Informationen werden in der ersten Seminarsitzung gegeben.
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Literatur |
Als vorbereitende Lektüre empfohlen:
Christoph Cormeau/Wilhelm Störmer: Hartmann von Aue. Epoche – Werk – Wirkung. 3., aktual. Aufl. m. bibliograph. Ergänzungen (1992/93-2006) von Thomas Bein. München: Beck, 2007, S. 160-193 (= „Arbeitsbereich VI: Artusroman I - ‚Erec‘“) u. S. 194-226 (= „Arbeitsbereich VII: Artusroman II – ‚Iwein‘“).
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben. |