Kommentar |
Gegenstand des Seminars sind mittelalterliche Texte, die in (alt-)jiddischer Sprache sowie in hebräischer Schrift aufgezeichnet wurden und sich entstehungsgeschichtlich an ein jüdisches Publikum adressierten. Das Jiddische, die Umgangssprache der aschkenasischen Juden, entstand im 9.-12. Jahrhundert im süddeutschen Sprachraum. Es handelt sich um eine Mischsprache, die Elemente aus dem Deutschen, Hebräisch-Aramäischen, Slawischen und Romanischen verschmilzt. Von Grammatik und Lexik her weist das Jiddische dabei die größten Übereinstimmungen mit dem Deutschen auf. Das Seminar beginnt mit einer sprachgeschichtlichen Einführung ins (Alt-)Jiddische mit besonderem Fokus auf die hebräische Schrift und die Lexik. Anschließend soll Grundlagenwissen zur (mittelalterlichen) jüdischen Kultur vermittelt werden. In diesem Zusammenhang ist auch eine Besichtigung der Dauerausstellung in der Alten Synagoge - Haus jüdischer Kultur in Essen geplant. Ausgehend von dem ältesten Überlieferungszeugnis eines jiddischen Satzes, der im Wormser Machsor, einem 1272 verfassten Gebetsbuch, enthalten ist, soll dann gemeinsam ein literaturgeschichtlicher Überblick über die deutsch-jüdische Literatur des späten Mittelalters bis ins 16. Jahrhundert erarbeitet und ausgewählte Texte und Textauszüge (vorrangig in Form von Transkriptionen) gelesen werden. Diese sollen einerseits auf spezifisch jüdische Motivik untersucht und in den kulturell-religiösen Kontext des aschkenasischen Judentums eingeordnet werden; anderereits sollen jüdisch-christliche Kulturkontakte und literarische Beziehungen thematisiert werden.
Um an dem Seminar teilzunehmen, sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. |
Literatur |
Zum Einstieg: - Katja Janitschek: Tag der Muttersprache. Renaissance der jiddischen Sprache. In: Gedibber – Unser Blog. Veröffentlicht am 21.02.2025. URL: https://www.juedischesmuseum.de/blog/jiddisch-tag-der-muttersprache/ - Martina Lüdicke: Haben Juden eine eigene Sprache? . Frage des Monats zur Ausstellung „Die ganze Wahrheit“. Homepage des Jüdischen Museums Berlin, 2013. URL: www.jmberlin.de/node/6257 - Sara Soussan: Mameloschen heißt Muttersprache“ Über das heute ausgestorbene Westjiddisch. In: Gedibber – Unser Blog. Veröffentlicht am 21.02.2022. URL: https://www.juedischesmuseum.de/blog/muttersprache-westjiddisch/
Literatur (Auswahl): - Maron Aptroot/Holger Nath: Einführung in die jiddische Sprache und Kultur. Hamburg 2002. - Marion Aptroot/Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache. München 2010. - Otto F. Best: Jiddisch – Eine Sprache und ihre Literatur. Frankfurt a. M. 1973. - Achim Jaeger: Juden, Judentum und die deutsche Literatur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: Handbuch der deutsch-jüdischen Literatur. Hrsg. v. Hans Otto Horch. Berlin/Boston 2016, S. 9-22. Online-Ressource: https://directory.doabooks.org/handle/20.500.12854/49090 - Simon Neuberg: Die Geschichte der jiddischen Sprache in 100 Wörtern. Fragen zu einem Projekt. Universität Trier. [O. J.] https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb2/prof/GER/JID/JM_artiklen_neuberg/Die_Geschichte_der_jiddischen_Sprache_in_100_Woertern.pdf - Martin Przybilski: Kulturtransfer zwischen Juden und Christen in der deutschen Literatur des Mittelalters. Berlin/New York 2010. Online-Ressource: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110225525/html - Walter Röll/Simon Neuberg (Hgg.): Jiddische Philologie. Festschrift für Erika Timm. Tübingen 1999. Online-Ressource: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110934007/html - Erika Timm: Historische jiddische Semantik. Die Bibelübersetzungssprache als Faktor der Auseinanderentwicklung des jiddischen und des deutschen Wortschatzes. Berlin/Boston 2021. Online-Ressource: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110945034/html#contents - Michael Toch: Jüdisches Alltagsleben im Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 278/2 (2004), S. 329-345. Online-Ressource: https://www.jstor.org/stable/27635743 |