Kommentar |
Das Seminar untersucht Praktiken der interaktionalen Bearbeitung und individuellen Verarbeitung von Erfahrungen mit Sterben und Tod, Trauer, Verlust und Sterbebegleitung. Betrachtet und untersucht werden Texte, Gespräche und Formen digitaler Kommunikation, in denen Menschen Sterbe- und Todeserfahrungen verarbeiten und mit anderen über Sterblichkeit, Verlust und Trauer reflektieren – zum Beispiel textuelle Beschreibungen des Sterbens (etwa aus dem Bereich der Palliativmedizin, Sterbebegleitung und Hospizarbeit), Ratgeberliteratur zur Trauerbewältigung, Nachrufe und Traueranzeigen, Gespräche mit Sterbenden und im Rahmen der Trauerarbeit, Diskurse in Online-Foren sowie mediale Formate des Sprechens über den Tod (Dokumentationen, Reportagen, Gesprächsrunden, Call-in-Sendungen zum Thema).
Anhand ausgewählter Beispiele werden aus der Perspektive der Linguistischen Pragmatik sprachliche und kommunikative Praktiken der Konzeptualisierung des ,Unwiederbringlichen', ,Unwiderruflichen' und ‚Unaussprechlichen‘, auch im Zusammenhang mit Vorstellungen über den Sinn des Lebens im Angesicht der Sterblichkeit, herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Verortung in kulturellen Traditionen der gesellschaftlichen Be- und Verarbeitung von Sterben, Tod, Trauer und Verlust diskutiert.
Um die Reflexion darüber, was die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben/Tod/Trauer/Verlust „mit uns macht“, auch auf einer kulturbezogenen Ebene zu konkretisieren und weiterzudenken, ist im Rahmen des Seminars eine gemeinsame Exkursion zum Museum für Sepulchralkultur in Kassel geplant (https://www.sepulkralmuseum.de/), die zu einem Sondertermin stattfindet.
Sensibler Umgang mit dem Thema Sterben/Tod im Seminarkontext:
Als Lehrenden ist uns bewusst, dass der Umgang mit den vorgesehenen Materialien von den Teilnehmer:innen vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen mit dem Thema als belastend empfunden werden könnte. Aus diesem Grund möchten wir zu Beginn des Seminars unter Einbezug der Teilnehmenden eine ethische Leitlinie zum Umgang mit solchen Effekten entwickeln, die Präventions- und Interventionsstrategien umfasst, und deren Wirksamkeit an mehreren Punkten des Seminarverlaufs gemeinsam mit Ihnen evaluieren und reflektieren. Die Leitlinie wird im Ablauf der Seminarsitzungen verankert. Damit möchten wir unserer Verantwortlichkeit als Hochschullehrende nachkommen, bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem sensiblen (Tabu-)Thema eine sichere Arbeits- und Lernumgebung zu gewährleisten.
Die im Seminar gesammelten Erfahrungen mit der Leitlinie sowie deren seminarbegleitende Evaluation und Weiterentwicklung können über den Seminarkontext hinaus als Orientierung dienen, wenn Sie selbst – als Lehrkräfte im Unterricht oder als Akteur:innen in anderen Berufsfeldern – Tabuthemen vermitteln oder bearbeiten.
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