Gruppe 1:
Gajek: Hauptseminar: Straßen, Stau und Sicherheit. Verkehrsinfrastrukturen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert
2-Fach-Bachelor BA Lehramt HRSGe BA Lehramt HRSGe mit sonderpäd. Förderung BA Lehramt GyGe
Straßen verbinden – und sie trennen. Sie ordnen Raum, lenken Bewegung, schaffen Zugang und markieren Ausschluss. Dieses Seminar widmet sich der Geschichte von Verkehrsinfrastrukturen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert und fragt danach, wie Wege, Straßen und Plätze nicht nur gebaut, sondern auch reguliert, kontrolliert und gedeutet wurden. Im Zentrum stehen Prozesse der Mobilitätssteuerung und -erziehung: Wie wurde Verkehrssicherheit zu einem politischen Anliegen? Wann und wie entwickelte sich ein Bewusstsein für Verkehrsgefahren? Welche Rolle spielten Unfälle, Regelbrüche oder Staus in öffentlichen Debatten? Und wie veränderten sich Konzepte von Ordnung und Chaos mit neuen Verkehrsmitteln – von der Kutsche über die Eisenbahn bis zum Automobil?Neben technischen und infrastrukturellen Entwicklungen (Wege- und Straßenbau, Verkehrsplanung, Signale, Beleuchtung) interessiert uns auch die symbolische und soziale Dimension: Wer durfte sich wie im öffentlichen Raum bewegen? Wer wurde ausgebremst, diszipliniert oder bevorzugt?
Die Quellen reichen von Polizeiakten und Bauplänen über Unterrichtsmaterialien und Unfallstatistiken bis hin zu Bild- und Propagandamaterial. Das Seminar eignet sich besonders für Masterstudierende mit Interesse an Sozial- und Kulturgeschichte, Technikgeschichte, Raum- und Körpergeschichte.
Literatur:
Maxwell G. Lay, Die Geschichte der Straße. Vom Trampelpfad zur Autobahn, Frankfurt am Main 1994. Claudia Lieb, Crash. Der Unfall der Moderne, Göttingen 2020. Hans-Liuger Diener; Hand Schiedt (Hg.), Die moderne Straße. Planung, Bau und Verkehr vom 18. Bis zum 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2010
Gruppe 2:
Schanetzky: Hauptseminar: Vernichtung durch Arbeit? Neuere Forschungen zum NS-Lagersystem und zur Besatzungs-herrschaft in Europa
2-Fach-Bachelor BA Lehramt HRSGe BA Lehramt GyGe
MA Lehramt HRSGe MA Lehramt GyGe 2-Fach-Master (Geschichte)
Die größten Fortschritte hat die empirische Erforschung des Dritten Reiches zuletzt vor allem in zwei Bereichen gemacht: Zum einen wurde intensiv über die NS-Herrschaft im besetzten Europa diskutiert – über Formen der politisch-administrativen Machtausübung, der Ausbeutung ökonomischer Ressourcen und nicht zuletzt über das Verhältnis von Repression und Kollaboration. Zum anderen hat die Täter- und Gewaltforschung zahlreiche neue Befunde über das Lagersystem erbracht. Hier gewann die Herrschaft der Lager-SS im letzten Kriegsjahr erstmals schärfere Konturen, und auch die ökonomische Nutzung der Häftlingsarbeitskraft ist für das Lager-system in seiner Gesamtheit, für das Verhältnis zwischen Stamm- und Außenlagern und inzwischen auch für die „Ghettoökonomie“ sehr viel genauer rekonstruiert worden. Das Seminar wird diese neueren Forschungsbeiträge auswerten und zwei Forschungsfelder aufeinander beziehen, die üblicherweise getrennt voneinander betrachtet werden.
Literatur:
Marc Buggeln: Slave Labour in Nazi Concentration Camps, Oxford 2014; Stefan Hördler: Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr, Göttingen 2015; Sven Keller: Volksgemeinschaft am Ende. Gesellschaft und Gewalt 1944/45, München 2013; Mark Mazower: Hitler’s Empire. How the Nazis ruled Europe, New York 2008.
Gruppe 3:
Becker: Hauptseminar/Vertiefungsseminar: Amerika, Deutschland und der „Westen“ vom 19. Jahrhundert bis heute
2-Fach-Bachelor BA Lehramt HRSGe BA Lehramt GyGe
MA Lehramt GyGe 2-Fach-Master (Geschichte)
Die Politik des US-Präsidenten Donald Trump seit dem Beginn seiner zweiten Amtszeit ist von liberalen Publizisten als das „Ende des Westens“ beschrieben worden. Jenes Militärbündnis der NATO, das im Zeichen des Kalten Krieges entstanden war, und jene politische Freundschaft, die von gemeinsamen Wertorientierungen getragen war, sei durch den schroffen Egoismus der USA so massiv erschüttert worden, dass Europa, vor allem die Europäische Union, zu einer neuen, nunmehr weitgehend eigenständigen Politik finden müsse. Diese Infragestellung des „Westens“ als Leitbild wirft die Frage nach dessen Genese auf: Seit wann haben sich Staaten einem gedachten „Westen“ zugeordnet und zugehörig gefühlt, und welche Veränderungen hat dieses Konzept seit dem 19. Jahrhundert erfahren? Das Seminar will klären, welche Bedeutungskomponenten dem „Westen“ innewohnten und welche Zielstellungen und Handlungsweisen sich hiervon ableiteten. Auch konkurrierende Deutungsmuster einer politischen Geografie des 19. und 20. Jahrhunderts werden erörtert.
Literatur:
Becker, Frank / Harwardt, Darius / Wala, Michael (Hg.), Die Verortung der Bundesrepublik. Ideen und Symbole politischer Geographie nach 1945, Bielefeld 2020. Doering-Manteuffel, Anselm, Wie westlich sind die Deutschen? Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen 1999. Winkler, Heinrich August, Der lange Weg nach Westen. Bd. 1: Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik; Bd. 2: Deutsche Geschichte vom „Dritten Reich“ bis zur Wiedervereinigung, München 2000.
Gruppe 4:
N.N.B: Hauptseminar: Regionale Erhebungen gegen die Staatsgewalt im langen 19. Jahrhundert
2-Fach-Bachelor BA Lehramt HRSGe BA Lehramt GyGe
MA Lehramt GyGe 2-Fach-Master (Geschichte)
Die Lehrveranstaltung behandelt regionale Erhebungen gegen die Staatsgewalt vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Dabei handelte es sich um temporäre Ausnahmesituationen zur Erreichung bestimmter Ziele, die allerdings auch in einen langjährigen (Bürger-)Krieg oder eine Revolution führen konnten. Die Lehrveranstaltung behandelt sechs solcher regionalen Erhebungen aus dem europäischen Raum. Ziel ist es, die Entstehungsgeschichte dieser räumlich begrenzten Erhebungen zu erkunden, die wichtigsten Akteure und deren Beweggründe zu ermitteln, Strategien zur Wiederherstellung der staatlichen Herrschaft zu evaluieren sowie Langzeitfolgen zu eruieren. Außerdem soll für die Zerbrechlichkeit öffentlicher Sicherheit in der Moderne sensibilisiert werden. Methodisch gilt es, die Rolle von agency in der Geschichte zu würdigen sowie Vergleiche in Raum und Zeit herzustellen.
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