Kommentar |
Die internetbasierte Kommunikation in Chats und Messenger-Anwendungen, Online-Foren und sozialen Netzwerken hat zu einem Wandel des gesellschaftlichen Umgangs mit Schriftlichkeit geführt. Während die Verwendung der Schrift als Realisierungsform von Kommunikation noch bis in die 80er- und 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts weitgehend auf das sprachliche Handeln mit Texten begrenzt war, ist es heutzutage selbstverständlich, per geschriebener Sprache sequenziell organisiert über räumliche Distanz, aber mit nur geringem zeitlichen Versatz zu kommunizieren. Die dabei ausgetauschten schriftlichen Produkte sind multimedial gestaltet (Bild, Ton, Video, Emojis, Sticker, GIFs) und machen auf vielfältige Weise von den hypermedialen Organisationsprinzipien des Internets Gebrauch (Hyperlinks, Hashtags, interaktive Elemente). Dadurch haben sich einerseits das Funktionsspektrum und die Gestaltungsmöglichkeiten schriftlicher Kommunikation erweitert und andererseits schriftliche Gebrauchsnormen herausgebildet, die unter linguistischer Perspektive als Ausdruck eines durch digitalkulturelle Praktiken getriebenen Sprachwandels beschreiben lassen.
Das Seminar bietet eine Einführung in die linguistische Auseinandersetzung mit Sprache in der internetbasierten Kommunikation und in die Untersuchung von Sprachwandelphänomenen im Bereich der digitalen Alltagsschriftlichkeit. Daneben umfasst das Seminar praxisorientierte Übungen zur Nutzung von Sprachkorpora für die Planung und Durchführung eigener, datengestützter Untersuchungen zur Sprache in der ‚Kultur der Digitalität‘. An Fallstudien zu ausgewählten linguistischen Fragestellungen wird vorgeführt, wie solche Untersuchungen aufgebaut sind. Die Ergebnisse der Projekte der Teilnehmer:innen werden zu Semesterende in Form einer Poster-Session vorgestellt und diskutiert. |