Kommentar: |
Während man heute unter der Polizei lediglich ein staatliches Exekutivorgan versteht, mit dem vor allem Ordnungshüter in Uniform assoziiert werden, war die so genannte „Gute Policey“ bis zum Ende des Ancien Régime ein fundamentales Ordnungskonzept vormoderner Gesellschaften. Im Proseminar soll das ebenso komplexe wie wirkmächtige Phänomen der frühneuzeitlichen Policey anhand zeitgenössischer Quellen und einschlägiger Forschungsliteratur zunächst auf drei historischen Entwicklungsebenen nachvollzogen werden: Erstens gilt es, sich dem Begriff, der Theorie und „Wissenschaft“ der Guten Policey anzunähern; zweitens werden die normsetzenden Instanzen, rechtlichen Regelungsbestände und Interventionsbereiche Guter Policey in den Blick genommen; drittens geht es um die Institutionen und Akteure, die für die Umsetzung „Guter Policey“ im Alltag zuständig waren. Ausgehend von neueren Forschungsdebatten soll schließlich diskutiert werden, was das Policey-Konzept im Vergleich zu den älteren Paradigmen des Absolutismus und Sozialdisziplinierung leisten kann, um die Frühe Neuzeit als Epoche besser zu begreifen. Ziel des Proseminars ist es, ein grundlegendes Verständnis dafür zu entwickeln, wie eine gesellschaftliche Ordnung in den Augen der Zeitgenossen beschaffen sein musste, um als „gut“ und „gerecht“ zu gelten, und welcher Maßnahmen es bedurfte, um diese Ordnung zu verwirklichen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung auch mit schwierigen Quellentexten sowie mit den theoretischen Positionen der aktuellen Policeyforschung.
|
Literatur: |
- Härter, Karl, Polizei, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 10, Stuttgart 2009, Sp. 170-180.
- Iseli, Andrea, Gute Policey. Öffentliche Ordnung in der Frühen Neuzeit, Stuttgart 2009.
|