THEMA: Fototheorie und Filmanalyse: Neorealismus und Nouvelle Vague
VA-ART: Seminar (SE) HS
STUDIENGANG: alle Studiengänge; Module: Medien; Kunst und Gesellschaft; Film-/Fernsehanalyse (BA)
TAG: Donnerstag UHRZEIT: 14.00 -16.00 Uhr
RAUM: R12 R02 A87
BEGINN: 18. Oktober 2012
INHALT/ZIEL:
Um Jean-François Lyotards Diktum vom „Ende der großen Erzählungen“ zu veranschaulichen, empfehlen sich zwei Stilrichtungen des europäischen Films in den Jahren nach Beendigung des zweiten Weltkriegs bis in die späten sechziger Jahre: Der italienische Neorealismus und die französische Nouvelle Vague. Korrespondierend mit den Postulaten der Existenzphilosophie (Sartre, Camus) zeigen die Filme etwa Michelangelo Antonionis oder Jean-Luc Godards, dass das Vertrauen in monistisch geprägte Utopien mit dem europäischen Faschismus jegliche Rechtfertigung verloren hatte und davon nicht unabhängig auch die kulturelle Hegemonie des Katholizismus in Italien und Frankreich beeinträchtigt war. Auch die westeuropäische Linke stalinistischer Prägung (Frankreich, Italien) sehen sich zunehmend außerstande ein glaubwürdiges kollektives Gegenmodell zu entfalten. Vor dem Hintergrund kompromittierter Traditionsbestände agieren in den Filmen des Neorealismus und später der Nouvelle Vague Menschen, die unfähig sind zu tragfähigen Beziehungen und Bindungen. Die Utopie des alltäglichen Überlebens wird gezeichnet als bürgerlicher bzw. kleinbürgerlicher Eskapismus, dem die sozialen Verhältnisse immer wieder Grenzen setzen. Während Antonioni etwa in „L‘avventura“ die römische Jeunesse Dorée an ihrer eigenen Lethargie leiden lässt, zeichnet Godard einige Jahre später in „Außer Atem“ die berühmte „Impassibilité“ (wie bei Flaubert) neu: Als Romanze bar jeder Romantik.
Einem vorläufigen Plan zufolge sollen im Seminar folgende Filme vorgestellt und analysiert werden:
Luchino Visconti, Ossessione (1943)
Roberto Rossellini, Rom, offene Stadt (1945)
Angelo Antonioni, L’avventura (1950)
Luchino Visconti, Rocco e i suoi fratelli (1960)
Francesco Rosi, Christus kam nur bis Eboli (1979)
Federico Fellini, La Strada (1954)
François Truffaut, Les mistons (1957)
François Truffaut, Les quatre cents coups (1959)
Jean-Luc Godard, À bout de soufflé (1960)
Jean-Luc Godard, Le Mépris (1963)
Claude Chabrol, Le Beau Serge (1958)
Die Vergabe von Leistungsnachweisen bzw. Credits setzt die Bereitschaft zu Referaten, Hausarbeiten bzw. Essays voraus. |