Kommentar: |
Als „Image of Limited Good” bezeichnet der amerikanische Anthropologe George M. Foster eine kognitive Orientierung traditionaler bäuerlicher Gesellschaften, die von der elementaren Knappheit aller materiellen und immateriellen Güter ausgeht. Demnach sei der Alltag der Landbewohner maßgeblich durch die Erfahrung einer prinzipiellen Begrenztheit aller verfügbaren Ressourcen strukturiert gewesen. Diese Vorstellung von der Endlichkeit allen Vorrats an Land, Gesundheit, Sicherheit und Wohlstand, Freundschaft und Liebe, Männlichkeit und Ehre, Respekt und Status, Macht und Einfluss nimmt das Seminar zum Anlass, um sich mit Konstellationen und Dynamiken der Konkurrenz um solche Güter auseinanderzusetzen, die aus der ländlichen Gesellschaft der Vormoderne eine Konfliktgemeinschaft machten. Die Beschäftigung mit der Frage, wie frühneuzeitliche Dorfbewohner um ihre knappen Güter kämpften, ermöglicht Einblicke in die Mikrostrukturen dörflicher Machtverhältnisse, die sich bei weitem nicht in den mehr oder weniger rechtsförmigen Herrschaftsbeziehungen zwischen Adligen und Bauern erschöpften, sondern ebenso konstitutiv waren für die Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen, Männern und Frauen, Haushaltsvorständen und Gesinde, Landlosen und Landbesitzern. Erwartet wird die generelle Bereitschaft zur intensiven Auseinandersetzung mit schwierigen, auch handschriftlichen Quellentexten sowie mit den theoretischen Positionen der einschlägigen Forschungsliteratur. |
Literatur: |
Troßbach, Werner / Zimmermann, Clemens, Die Geschichte des Dorfes. Von den Anfängen im Frankenreich zur bundesdeutschen Gegenwart, Stuttgart 2006, S. 46-171. |