Viel grundsätzlicher als die kleine Schrift über „die Verfassung der Athener“ behandelt Aristoteles in seinem Werk über die „Politik“ (politiká) das Funktionieren und Nichtfunktionieren verschiedener Verfassungsformen vor allem in den vielen antiken Stadtstaaten (póleis). Die Einrichtung staatlicher Verfassungen stellt er unter den Anspruch der institutionellen Sicherung von Freiheit und der Ent-faltung des individuellen ‚guten Lebens’, das er sich nur in der Teilhabe am ‚politischen Leben’ der ‚Polis’ vorstellen kann. Er spricht dabei von den allgemeinen Grundlagen von Staat und Gesellschaft, von Familie, Ökonomie und Erziehung. Er befragt eine Systematik der Verfassungsformen nach den Gründen für ihre Dauer und den Gründen für ihr Scheitern. Mit seiner Schrift aus dem philosophi-schen Schulbetrieb im Athen der Jahre um 330 v. Chr. gibt er uns einen erfahrungsreichen Einblick in das wechselvolle politische Leben der griechischen Städte im 5. und 4. Jahrhundert.
Anforderungen: die Bereitschaft, sich in wöchentlicher Vorbereitung Textpassagen zu erschließen und sich in kursorischer Lektüre mit dem ganzen Werk vertraut zu machen; kleines Literaturreferat
Aristoteles, Politik, verschiedene Übersetzungen aus dem Griechischen:
Olof Gigon (1955) bei dtv 1998 (€ 14,90). F.F. Schwarz (1989) bei Reclam (€ 12,-). Franz Susemihl (1879)/Wolfgang Kullmann (1994) in rowohlts enzyklopädie (€ 12,95). Eckart Schütrumpf (1991-2005) in Meiners Philosophischer Bibliothek 2012 (€ 14,90).
Otfried Höffe (Hg.), Aristoteles, Politik (Klassiker auslegen), 2. Aufl. Berlin, 2011
Hellmut Flashar, Aristoteles. Lehrer des Abendlandes, 2. Aufl. München 2013 |