Die bewegte Politik und die reiche Kultur der demokratischen Gesellschaft Athens im klassischen fünften und vierten Jahrhundert spiegelt sich für uns in verschiedenen Textgattungen der literarischen Überlieferung. Durch die Geschichtsschreibung (Thukydides und Xenophon) wissen wir viel über den Peloponnesischen Krieg (431-404) und seinen für Athen katastrophalen Ausgang. Die Hinrichtung des Sokrates im Jahr 399, wenige Jahre nach Athens Niederlage, stellte der Wahrheitsfrage der Philosophen mit der Reflexion des Verhältnisses von Politik und Philosophie eine neue Aufgabe. In der Übung werden vor allem drei Texte studiert werden.
1) Der Komödiendichter Aristophanes brachte in den ersten Jahren des Krieges in den „Wolken“ den Sokrates auf die Bühne Athens als einen Lehrer, der die Jugend mit radikal neuen Gedanken verführte: für uns eine deutlich sprechende Quelle für die radikale Veränderung gesellschaftlicher Orientierungen im letzten Drittel des fünften Jahrhunderts, der Zeit des Peloponnesischen Kriegs.
2) Den Prozess gegen Sokrates reflektieren verschiedene Texte seines Schülers Platon bald nach dessen Hinrichtung, so die hoch stilisierte „Verteidigung des Sokrates“ und der Dialog Kriton.
3) In einer späten Schrift, dem Siebenten Brief, legt Platon Rechenschaft ab von seinen gescheiterten Versuchen, in Syrakus die Politik mit Hilfe der Philosophie auf eine höhere Stufe zu stellen.
Anforderungen:
Die Bereitschaft, sich in wöchentlicher Vorbereitung Passagen der Quellentexte zu erschließen; kleines Literaturreferat. |