Kommentar: |
Soziale ‚(Un-)Gleichheitsprobleme’ (vgl. Weisser 2005, 44) sind traditionelle Einsatzpunkte der (sozial)pädagogischen Theorie und Praxis. Diskutabel ist dabei jedoch zumeist, ob es sich bei diesen Ungleichheitsproblemen um Probleme der Gleichheit oder der Differenz handelt. So lässt sich Differenz einerseits als (technokratisch und/oder pädagogisch) zu überwindendes Problem der Chancen(un)gleichheit und andererseits als normative Zielperspektive der Anerkennung von Heterogenität verstehen. Ihren Ausgangspunkt nimmt die Seminararbeit in der theoretischen und analytischen Auseinandersetzung mit den sozialen Differenzierungskategorien ‚class‘, ‚gender‘, ‚race‘, mit Bezug auf die soziale Teilhabeansprüche und Garantien sowohl vorenthalten wie gefordert werden.
Ausgehend von dieser systematischen Sensibilisierung kann man von einer historischen Perspektive aus beobachten, dass der Begriff der Heterogenität innerhalb (sozial)pädagogischer Kontexte seit einigen Jahren vermehrt Konjunktur für die Interpretation von Differenz erfährt (Nullmeier 2003). So fordert das AGG „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern und zu beseitigen“ (vgl. AGG § 1). Unterschiedliche Gruppenzugehörigkeiten schaffen als Ordnungssysteme aber zugleich die Verpflichtung zu besonderen Maßnahmen, z.B. zu bildungs- und sozialpolitischen Maßnahmen von Förderungen und Forderungen (vgl. Schäfer 2012).
Im Seminar wird das Konzept der Heterogenität aus Sicht einer norm- und hegemoniekritischen (Sozial)Pädagogik in den Blick genommen und auf seinen bildungstheoretischen Gehalt hin diskutiert. Hierfür wird der Begriff Heterogenität unter besonderer Berücksichtigung seiner Ambivalenzen untersucht und nach dem Verhältnis zwischen einer Anerkennung von Vielfalt und einer Zementierung von Ungleichheit gefragt. |