Republikanisches politisches Denken war eine der treibenden Kräfte hinter den bürgerlichen Revolutionen, die das demokratische Zeitalter eingeleitet haben. Im 19. Jahrhundert wurde der Republikanismus jedoch durch andere politische Theorien, wie den Nationalismus, Sozialismus und Liberalismus, abgelöst. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist von diesen Ansätzen der Liberalismus zur Standardauffassung in der Politik und auch in der politischen Philosophie geworden. Gegen diese Vormachtstellung haben einige Autorinnen und Autoren an die republikanische Tradition erinnert und diese als wesentliche Alternative zum liberalen Denken verteidigt. Als kennzeichnend für den Republikanismus wird dabei v.a. das genuine Interesse an politischem Handeln und den Voraussetzungen für das Bestehen und Florieren einer öffentlich-demokratischen Ordnung erachtet.
Allerdings ist der Republikanismus kein einheitlicher Schulzusammenhang, sondern in diesem Theoriefeld werden intensive Debatten über das Vorrangverhältnis zwischen Politik und Recht, über die Bedeutung individueller Rechte, über Tugenden, die auf das Gemeinwohl ausgerichtet sind, und über die Stellung und Form der Demokratie geführt. Dies hat in den letzten fünfzehn Jahren sogar zur Herausbildung eines Neo-Republikanismus geführt, der sich dezidiert zwischen dem klassischen Republikanismus und dem Liberalismus verortet.
In diesem Seminar werden wichtige Beiträge zur die Wiederbelebung des Republikanismus gemeinsam diskutiert. Dabei soll auch ein Blick auf die historischen Bezugsautoren für die republikanische Tradition geworfen werden. |