Kommentar: |
Dass Comics Geschichte nicht nur thematisch vermitteln, sondern selbst historische Quellen sind, wurde lange verkannt. Sie galten als plump und ihre Wirkung wurde - wie heute einige Computerspiele - lediglich wegen der Gewaltdarstellungen als jugendgefährdend eingestuft. Für HistorikerInnen sind sie aktuell aber von besonderem Interesse, weil sie stereotype Wahrnehmungen von Prozessen, Personen oder Ländern sehr überspitzt abbilden. Dadurch erzeugten und verfestigten sie jedoch auch Vorurteile, wie etwa über den afrikanischen Kontinent während der Kolonialisierung: Schwarze Personen wurden beispielsweise tiergleich gezeichnet, als Kannibalen oder als besonders faul charakterisiert, verlacht und gefürchtet.
Die Übung gibt einen Überblick über die globale Comic-Geschichte vom späten 19. Jahrhundert bis heute und betrachtet dabei Kontinuitäten und Veränderungen in der Darstellung des kolonialen Afrikas durch die KünstlerInnen und AutorInnen. Die Veranstaltung bietet daher auch einen Einstieg in allgemeine Forschungsdebatten zum Thema Kolonialismus. Gleichzeitig können anhand der Comics komplexe Prozesse der rassistischen und kulturalistischen Stereotypenbildung in und über Afrika verdeutlicht werden. Anhand konkreter Quellen wird ein Einblick in die Comic-Geschichte und in Exotisierungsnarrative über Afrika gegeben.
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Literatur: |
Kalbe, Horst-Joachim u. Eckart Sackmann: Zehn kleine Negerlein. Afrikaner im deutschen Kolonialcomic. In: Deutsche Comicforschung 7 (2011 ), S. 15–34.
Näpel, Oliver: Das Fremde als Argument. Identität und Alterität durch Fremdbilder und Geschichtsstereotype von der Antike bis zum Holocaust und 9/11 im Comic. Frankfurt a. M. 2011. |