Völkisch-nationalistische Parteien und autoritäre Regime gewinnen international an Einfluss. Erst verspätet holt diese Entwicklung auch die BRD ein. Politik und Medien hatten zur Kritik der Phänomene schnell den Begriff Populismus zur Hand, um den politischen Gegner zu markieren. Ist Populismus jedoch ein auch wissenschaftlich nutzbares Konzept? Es muss sich zumindest eine Reihe kritischer Fragen gefallen lassen:
Was unterscheidet einen Populisten überhaupt von einem Demokraten? Gibt es jenseits der politischen Auseinandersetzung Kriterien der politischen Klugheit, der Gerechtigkeit, mithin der Vernunft, die es erlauben, einen echten von einem falschen Demokraten (eben einem Populisten) zu unterscheiden? Wer kann mit welcher Berechtigung in der Demokratie die Wahrheit sagen? Mit was für einem Volk hat man es zu tun, wenn man davon ausgehen muss, dass es bei nächster Gelegenheit jedem Schmeichler und Lautsprecher hinterherläuft? Gibt es Möglichkeiten die Feinde von Demokratie und Menschenrechten zu kritisieren, ohne den „Populismusknüppel“ zu verwenden oder lässt sich das Wort Populismus gar radikaldemokratisch wenden und nutzbar machen?
Das Seminar geht ideen- und begriffsgeschichtlich der prekären Unterscheidung von Populismus und Demokratie nach und stellt die Lektüre der Seminarliteratur ins Zentrum der Präsenzveranstaltung.
Im Fokus der Auseinandersetzung mit (1) klassischen (Platon) und (2) modernen Demokratietheorien (Siéyes, Madison, Kelsen) steht die Frage nach der Unterscheidung von politischer Vernunft und Unvernunft. (3) Auf dieser demokratietheoretischen Folie wird schließlich der aktuelle polittheoretische Diskurs zur Frage des Populismus rezipiert. |