Kommentar: |
„Die Illusion der Chancengleichheit“ - Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungswesen
Die zentrale Studie von Bourdieu und Passeron zum Bildungswesen, »Die Illusion der Chancengleichheit«, erschien 1971 erstmals auf Deutsch. Damit fiel die Publikation der Übersetzung in eine Zeit, die in Westdeutschland von den bildungspolitischen Forderungen der 68er und von den mit der Bildungsexpansion verbundenen Hoffnungen und Versprechungen geprägt war. Der Glaube an die emanzipatorische Kraft eines Bildungswesens, das allen Lernenden gleiche Chancen einräumt und nur nach Begabung ausliest, war (und ist) eine verlockende Vorstellung. Bourdieu und Passeron wiesen die Vorstellung, das Bildungssystem stünde in einem neutralen Verhältnis zum Klassensystem, klar zurück – im Gegenteil: Das Bildungssystem ist für demokratische Gesellschaften das zentrale Instrument, um bestehende Sozialstrukturen zu reproduzieren. 40 Jahre scheint sich daran nichts geändert zu haben. Zumindest belegen die PISA-Studien wiederholt den in Deutschland besonders engen Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft. Wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären? Liefert der Ansatz von Bourdieu weiterhin Antworten? In dem Seminar werden verschiedene Studien betrachtet, die aus verschiedenen Perspektiven – der Kinder, der Eltern, der LehrerInnen – schauen, wie im Bildungswesen soziale Ungleichheit reproduziert aber auch aufgebrochen wird. |