Für Kindheit und auch Jugend in der späten Moderne lassen sich zwei gegenläufige Beobachtungen in Hinblick auf Geschlecht konstatieren: Auf der Seite wird die Geschlechterdifferenz dramatischer inszeniert als etwa in den 1980er oder 1990er Jahren. Im Zusammenspiel mit einem Gender Marketing etwa, das sich seit der Jahrtausendwende etabliert hat, werden v.a. für Kinder Spielzeuge, Lebensmittel oder auch Schulmaterialien in einer Version für Jungen und einer für Mädchen angeboten. Ganz zu schweigen von Kleidung oder Schulranzen, die mit dem Hinweis Mädchen- oder Jungenrucksack verkauft werden. Auf der anderen Seite wird Geschlecht sehr viel flexibler wahrgenommen und auch inszeniert. So wird etwa in Elternforen oder auch bereits in Elternratgebern das Thema „Mein Kind ist transsexuell“ diskutiert und die Herausforderung für die Eltern, die daraus entsteht, die Kinder in ihrem Sosein zu unterstützen, was sich auch auf der Ebene der Gesetzgebung niederschlägt.
In dem Seminar werden die Geschichte der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung in der Kindheit und Jugend rekapituliert, Ansätze von de- und rekonstruktiver Geschlechterforschung erarbeitet und aktuelle empirische Studien zu Geschlechterinszenierungen in Kindheit und Jugend vorgestellt. Darauf aufbauend entwickeln die Studierenden eigene theoretische oder empirische Projekte zum Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen im Kontext von Schule, Peers und Familie.
Empfohlene Literatur:
Butler, Judith: Jemanden gerecht werden. Die Macht der Geschlechternormen. Frankfurt/M., Suhrkamp 2009.
Tervooren, Anja (im Erscheinen): Geschlecht und Kindheit. In: Johannes Drerup/Gottfried Schweiger (Hg.): Handbuch Philosophie der Kindheit. Stuttgart: Metzl |