Der Begriff der Zeit hat innerhalb der soziologischen Debatte in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr an Kontur gewonnen. Die soziologische Beschäftigung mit dem Thema Zeit hat zugleich vor allem in den 80er und 90er Jahren des 20. Jh. einen Boom erfahren, der auch in anderen Wissenschaften als auch im kulturellen und populären Bereich zu verzeichnen ist. Einen wesentlichen Anstoß bekam dieser Boom aus der Debatte um die „Postmoderne“, innerhalb der Ender der 70er und Anfang der 80er Jahre des „Ende der Geschichte“ (Baudrillard), des „Ende der Linearität“ (Mc Luhan), Geschwindigkeits- und Beschleunigungseffekte (Virilio), sowie der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ thematisiert werden.
Dieses Seminar fokussiert dabei zwei Perspektiven:
a) Eine kulturwissenschaftliche/-soziologische Perspektive vor, die sich vor allem mit der Geschichte und der Entwicklung von gesellschaftlichen Zeitsemantiken beschäftigt, dies in Abhängigkeit von historischen wie ggf. parallel / gleichzeitig vorhandenen Gesellschaftsformationen/-strukturen.
b) Eine soziologische Annäherung an die Begriffe „Moderne“ und „Postmoderne“ bzw. eine Auseinandersetzung mit den ihnen zugrunde liegenden Konzepte und Wesensmerkmalen.
Zugleich liegen dieser Betrachtung theoretische Grundlagen zum Begriff “Zeit“ als soziologische Kategorie und Dimension innerhalb der Gesellschaftstheorie zu Grunde (Luhmann, Nassehi, Elias, Rosa, etc.) Vor allem ausgehend von einer Theorie der sozialen Zeit, wie sie Nassehi in Anschluss an Luhmanns Theorie sozialer Systeme entwickelt hat, soll der Zusammenhang zwischen Gesellschaftsstruktur und Zeitsemantik für die Moderne erfasst werden, um von dort aus neuere Entwicklungen von Zeitsemantiken in Zusammenhang mit Ansätzen der Postmoderne (und der sog. zweiten Moderne) zu erörtern.
Eine Abstimmung der Themen sowie eine detaillierte Übersicht erfolgt in der ersten Sitzung. |