Termine:
5.11., 19.11., 3.12., 17.12., 7.1., 21.1., 4.2.
Inhalt/Ablauf:
Technologische Transformationsprozesse, einhergehend mit Umbrüchen in den Wirtschaftssektoren, und die Auswirkungen des demografischen Wandels erfordern eine kontinuierliche Anpassung der Berufsbildung sowie die Modifizierung bestehender und die Entwicklung neuer Berufsbilder im Sinne einer beruflichen Qualifizierung 4.0. Digitalisierung hat in diesem Kontext zwei Dimensionen: Einerseits müssen Lernende Kompetenzen erwerben, die sie für Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe in der digitalisierten Welt brauchen. Andererseits kann die Digitalisierung zur Gestaltung und Unterstützung von Bildungsangeboten genutzt werden. Es geht also um „Bildung für Digitalisierung“ und um „Digitalisierung für Bildung“. Gerade im Ruhrgebiet als einer vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandel besonders betroffenen Region besteht die Gefahr, dass insbesondere Menschen mit ungünstigen Bildungsvoraussetzungen mit steigenden Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen nicht Schritt halten können („education gap“) und sich die Schere zwischen Qualifikationsangebot und -bedarf auf dem Arbeitsmarkt weiter öffnet. Das stellt Berufskollegs, die mit Ausbildungsvorbereitung, Fachklassen dualer Ausbildung, vollzeitschulischen Ausbildungsgängen und Kombinationen von Schulabschlüssen und Berufsorientierung für ein breites Spektrum beruflicher Bildung (mit)verantwortlich sind, vor die Herausforderung, durch geeignete Konzepte jungen Menschen Digitalisierungs- und Medienkompetenzen zu vermitteln und Potenziale der Digitalisierung für individuelle Förderung zu nutzen.
Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze zu diesem Themenfeld untersucht das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten Forschungsprojekts „Teilhabe in der digitalisierten Arbeitswelt – Potenziale des Berufskollegs für eine berufliche Qualifzierung 4.0“ (BeQua 4.0). Ein wesentliches Ziel des Projekts ist, zu analysieren, unter welchen Bedingungen eine berufliche Qualifizierung 4.0 für Schüler*innengruppen mit unterschiedlichen Qualifikationen gelingen kann. Die in dem Seminar geplante empirische Untersuchung wird sich daher auf Schüler*innen an acht Berufskollegs im Ruhrgebiet beziehen. Dabei geht es darum, die Perspektive der Schüler*innen in den verschiedenen Bildungsgängen in Bezug auf ihre Einschätzungen zu notwendigen (Medien- und Digitalisierungs-)Kompetenzen für eine digitalisierte Arbeitswelt sowie deren Vermittlung im Unterricht und ihre Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Medien – privat, im Berufskolleg und ggf. im Ausbildungsbetrieb – genauer zu betrachten.
Im Wintersemester werden dazu zunächst sowohl inhaltliche als auch methodische Kenntnisse erarbeitet und auf dieser Basis Interviewleitfäden für Schüler*innen unterschiedlicher Bildungsgänge an den acht beteiligten Berufskollegs erstellt. In der vorlesungsfreien Zeit (Februar/März 2021) werden Gruppendiskussionen (mit Schüler*innen vor Ort) und Interviews (Schüler*innen vor Ort an Schulen oder telefonisch oder virtuell via Zoom) geführt und transkribiert. Im folgenden Sommersemester (2021) werden die Interviews dann mit Hilfe des Programms MaxQDA ausgewertet und Ergebnisberichte sowie Posterpräsentationen vorbereitet.
Das Seminar richtet sich somit an Studierende mit Interesse an Berufsbildungspolitik, die methodisch Erfahrungen mit der Planung, Durchführung und Auswertung von qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen sammeln möchten. Zu einigen Sitzungen sollen FactSheets / MindMaps und Wikis erstellt sowie auf Grundlage einer bestimmten Vorlage präsentiert werden, die nicht nur Thesen/Stichwörter, sondern die wichtigsten Informationen komprimiert enthalten. Wichtige Basisliteratur wird angegeben. Die Aufteilungen für die virtuell angelegten Gruppenarbeiten erfolgen mit Hilfe von moodle vor den jeweiligen Sitzungen.
Das Seminar wird im Wintersemester im Wesentlichen digital via Zoom stattfinden. Evt. werden Präsenzanteile in Kleingruppen angeboten. Für Studierende, die dies (bspw. aufgrund von gesundheitlichen Risiken oder anderen persönlichen Gründen) wünschen, wird auch eine ausschließlich digitale Teilnahme möglich sein.
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