Kommentar: |
Gruppe 1:
Bernhardt/Neeb: Das Schulbuch der Zukunft und was aus ihm wurde
2001 hatte der Geschichtsdidaktiker Waldemar Grosch in einem Aufsatz das digitale Schulbuch als „Schulbuch der Zukunft“ ausgerufen. In Internetblogs wird dem „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts, dem „analogen“ Schulgeschichtsbuch auf Papier, immer wieder eine „abnehmende Bedeutung“ attestiert, indem sein Niedergang zugunsten digital greifbarer Materialien erfolgen würde. Auf der anderen Seite steht die Frage, warum wir das digitale „Schulbuch der Zukunft“ noch immer nicht flächendeckend haben – obschon mit dem mBook ein digitales Buch vorliegt. Im Zentrum des Seminars stehen daher Überlegungen zu den Potentialen und Grenzen des „digital turns“ für das sogenannte „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts, die sowohl die Unterrichtspraxis als auch die theoretischen geschichtsdidaktischen Konzepte zum „historischen Lernen“ im Blick haben. Ganz praktisch sollen in der Seminargruppe Grenzen und Möglichkeiten des „digitalen Schulbuchs“ erkundet werden.
Literatur:
Waldemar Grosch: Das Schulbuch der Zukunft, in: Hans-Jürgen Pandel/Gerhard Schneider (Hrsg.): Wie weiter? Zur Zukunft des Geschichtsunterrichts, Schwalbach/Ts. 2001, S. 136–155 Markus Bernhardt/Christian Bunnenberg: Alter Wein in neuen Schläuchen oder Aufbruch zu neuen Ufern? Kritische Überlegungen zu einem „digitalen Schulgeschichtsbuch“ am Beginn des 21. Jh., in: Wolfgang Buchberger u. a. (Hrsg.): Nutzung digitaler Medien im Geschichtsunterricht, Innsbruck 2015, S. 143–156 Holger Thünemann: Zwischen analogen Traditionen und digitalem Wandel. Lernen und Lehren mit Geschichtsschulbüchern im 21. Jahrhundert, in: Christoph Kühberger u.a. (Hrsg.): Das Geschichtsschulbuch. Lehren – Lernen – Forschen, Münster/New York 2019, S. 81–96
Gruppe 2:
Bernhardt: Geschichte amtlich – Die neuen Kernlehrpläne Geschichte und Gesellschaftslehre für die Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen
2019 und 2020 sind die neuen Kernlehrpläne Geschichte und Gesellschaftslehre für alle Schulformen der Sekundarstufe 1 in Nordrhein-Westfalen erschienen. Diese bilden auf den ersten Blick eine wichtige Grundlage für das Handeln von Lehrpersonen, spielen aber nach einer empirischen Studie von Bodo v. Borries (2005) im Alltag aber keine große Rolle. Was also sind
Lehrpläne und welche Funktionen erfüllen sie? Die letzte monographische Untersuchung („Geschichte amtlich“), die darauf eine Antwort zu finden suchte, stammt aus dem Jahr 1989, konnte also Kompetenzorientierung und Inklusion noch nicht berücksichtigen. Es ist also an der Zeit, sich Lehrplänen zuzuwenden und nach ihren Zielen, Aufgaben, Funktionen und nach ihrer Reichweite zu fragen. Wer macht also solche Pläne? In welchem Verhältnis stehen sie zur Fachwissenschaft, zur Fachdidaktik und zur Geschichts- und Erinnerungskultur? Und welche Folgen haben sie für Lehrpersonen, den Geschichtsunterricht, die Schulbücher und die Schülerinnen und Schüler?
Literatur:
Hans-Jürgen Pandel: Didaktische Konstruktion: Themen und Inhaltsbestimmung, in: ders.: Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2013, S. 179–205.
Joachim Rohlfes: Lehrpläne/Richtlinien/Curricula, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 48 (1997), S. 555–562.
Franziska Conrad: Vom Lehrplan zum Schulcurriculum, in: Michele Barricelli/Martin Lücke (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts, Bd. 2, Schwalbach/Ts. 2012, S. 386–400.
Bernd Schönemann: Lehrpläne, Richtlinien, Bildungsstandards, In: Hilke Günther-Arndt/Meik Zülsdorf-Kersting (Hrsg.): Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, Berlin 6. Aufl. 2014, S. 50–66.
Gruppe 3:
Quick: Die Weimarer Republik im Geschichtsunterricht
Anlässlich von „100 Jahren Weimarer Reichsverfassung“ hielt Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in Weimar eine Rede, in der er den Errungenschaften und dem Erbe der Weimarer Demokratie gedachte: „Hier in diesem Theater wollen wir noch einmal lebendig werden lassen, was vor hundert Jahren in unserem Land geschah. Heute machen wir uns bewusst: So viel demokratische Verfassungsgebung war in Deutschland nie – weder vor 1919 noch danach!“ In Zeiten des Corona-Virus und nationalistischer Tendenzen, die aufzeigen, welchen Platz demokratische Werte in der Gesellschaft haben und dass Demokratie nichts Selbstverständliches ist, ist die Weimarer Republik ein Gegenstand, an dessen Beispiel sich geschichtsdidaktische Prinzipien veranschaulichen lassen. Im Seminar wird ausgehend von den inhaltlichen und methodischen Vorgaben des Kernlehrplans für das Gymnasium beziehungsweise für Gesamt-, Real- und Hauptschulen gemeinsam erarbeitet, wie Inhalte (Reihenplanung) unter Berücksichtigung geschichtsdidaktischer Prinzipien (z.B. Multiperspektivität, Gegenwartsbezug, Dekonstruktion) sinnvoll geschichtsdidaktisch für den Unterricht aufbereitet (z.B. Schulbucharbeit, Fallanalyse, Längsschnitt/Querschnitt, Feature) und strukturiert werden können (Methoden und Lernziele) und wie gleichzeitig Unterricht in heterogenen Lerngruppen binnendifferenziert angelegt werden kann. Anhand ausgewählter thematischer Beispiele werden Theorie und Praxis miteinander verknüpft und Fragestellungen und Vorgehensweisen für einen kompetenzorientierten Geschichtsunterricht diskutiert.
Literatur:
Michele Barricelli; Martin Lücke (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts. 2 Bde. Schwalbach/Ts. 2. Aufl. 2017. Gunther Mai: Die Weimarer Republik. München: C.H.Beck 3. Aufl. 2018. Karl-Heinrich Pohl: Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik. Quellen und Unterrichtsvorschläge. (Geschichte unterrichten) Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2020. Jan Trützschler: Die Weimarer Republik. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2011. |