Mit Kants Kritik der Urteilskraft beginnt nicht nur die Initialzündung klassisch-idealistischer Ästhetikkonzeptionen, die insbesondere von Schiller, Hölderlin, Schelling und Hegel entwickelt wurden, sondern auch der Vermittlungsgedanke zwischen mechanistischer Natur und menschlicher Freiheit. Neben einer genuinen Theorie des Schönen oder der Kunst konzipiert Kant in der Kritik der Urteilskraft auch einen teleologischen Weltbegriff, der nicht nur die Idee der Zweckmäßigkeit der Natur, sondern auch den Endzweck des gesamten Daseins in den Blick nimmt. Diesen konzipiert Kant im Unterschied zu Schiller nicht als ästhetischen, sondern als ethischen Weltbegriff, an dessen Realisierung alle sittlichen Subjekte aus Freiheit mitzuwirken haben.
Den Übergang von natürlichen zu ethischen Zwecken sowie den Zusammenhang zwischen gesetzmäßig zu erkennendem Naturmechanismus und autonomer, ethischer Willensbestimmung aus Freiheit konzipiert Kant wie gewohnt erkenntniskritisch in den Grundlinien seiner Transzendentalphilosophie. Die Kritik der Urteilskraft kann also neben den thematischen Aspekten auch als Vollendung der Transzendentalphilosophie Philosophie Kants verstanden werden, in dem theoretische und praktische Philosophie unter Wahrung ihrer prinzipiellen Selbstständigkeit in ein dynamisches Verhältnis zueinander gesetzt werden.
Diese Themen sollen textnah anhand der Einleitung in die Kritik der Urteilskraft diskutiert werden. Daran anknüpfend könnte man Kants Thesen in der Analytik des Schönen oder am Beispiel der Moralteleologie weiter vertiefen. |