Kommentar: |
Karten prägen unsere Gegenwart. Als Wissensspeicher und Hilfsmittel zur Navigation sowie der geographischen Orientierung in einer globaler gewordenen Welt sind sie aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Diese moderne Herangehensweise stößt im Hinblick auf die Kartographie des Mittelalters allerdings an ihre Grenzen. Mittelalterliche Karten und Diagramme entstanden meist in Spezialdiskursen und repräsentierten die Welt nicht nach den uns vertrauten geographischen oder topographischen Gesichtspunkten, sondern orientierten sich vielmehr an der Heilsgeschichte sowie den Bedürfnissen spezifischer Akteursgruppen. Trotz ihrer vermeintlich ungenauen Darstellungsweise erfreuen sich die mittelalterlichen Kartenwerke jedoch seit der kulturgeschichtlichen Wende zu Beginn der 1990er-Jahre einer gesteigerten Aufmerksamkeit in der Forschung. Kartographische Darstellungen werden seitdem nicht länger nur als mehr oder minder objektive Visualisierung von geographischem Raum aufgefasst, sondern auch als Zeugnis für die Weltsicht des Kartographen.
Die Quellenübung knüpft an diese Betrachtungsweise an und nimmt mittelalterliche Karten als Quellen für die Weltbilder der Zeitgenossen in den Blick. Zu diesem Zweck werden verschiedene Typen mittelalterlicher Karten von Weltkarten im T-O Schema über Regionalkarten bis hin zu Portolanen gemeinsam untersucht. |
Literatur: |
Harley, John Brian u. Woodward, David (Hrsg.): The History of Cartography, 6 Bände, Chicago/London 1987-. Harvey, Paul: Medieval Maps, London 1991. Schneider, Ute: Die Macht der Karten - Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute, 4. Auflage, Darmstadt 2018. |