Gruppe 1: Quednau, Dr. Anna: Schneiderkunst und Schneiderleid
In diesem Seminar wollen wir uns mit Schneidern und Schneiderinnen in der Literatur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert beschäftigen. Uns wird interessieren, wie Schneiderfiguren gekennzeichnet und charakterisiert werden und vor allem, welche Themen über sie verhandelt werden: vom spöttisch betrachteten Schneiderlein im 19. Jahrhundert (und auch davor), über Näherinnen in privaten Haushalten und in prekären Verhältnissen im 20. Jahrhundert bis hin zu Schneiderinnen und Modeschöpfern in Texten der Gegenwart. Der Umgang mit Stoff, Faden und Kleidung soll dabei in den Blick genommen werden – ganz wörtlich in Bezug auf unterschiedliche Inhalte und Themenkomplexe, aber auch metaphorisch im Hinblick auf Textproduktion. Dabei werden uns auch genderspezifische Veränderungen und Zuschreibungen hinsichtlich der Schneider:innen und im Kontext textiler Produktion interessieren.
Gruppe 2: Hermes, PD Dr. Stefan: Politische Lyrik (vom 18. Jh. bis zur Gegenwart)
In diesem Seminar wollen wir uns mit einem breiten Spektrum von Gedichten auseinandersetzen, die auf höchst unterschiedliche politische Ereignisse Bezug nehmen – von der Französischen Revolution bis zum Mauerfall und darüber hinaus. Dabei werden wir insbesondere zu untersuchen haben, wie sich der Zusammenhang zwischen spezifischen ästhetischen Strategien einerseits und bestimmten politischen Positionen andererseits in den Texten bzw. den zu behandelnden (literatur)historischen Epochen darstellt. Entsprechend wird uns auch die Frage beschäftigen müssen, ob oder inwiefern sich überhaupt eine klare Grenze zwischen Kunst und Propaganda ziehen lässt. Vorab anzuschaffen ist die bei Reclam erschienene Anthologie Politische Lyrik, hg. von Gunter E. Grimm (€ 4,40). Weitere Texte werden via Moodle zur Verfügung gestellt.
Gruppe 3: Küpper, PD Dr. Thomas: Digitalisierung in der Literatur der Gegenwart
Das Thema Digitalisierung, das in der Literatur der Gegenwart besondere Aufmerksamkeit findet, lässt sich weit in frühere Jahrhunderte zurückverfolgen. Algorithmen, Automaten, Maschinen beschäftigen bereits die Literatur vergangener Epochen. In dem Seminar wollen wir - im Ausgang von heutigen Erzähltexten über Digitalisierung - Streifzüge durch die Literaturgeschichte unternehmen, um solche Vorläufer in den Blick zu nehmen. Im Mittelpunkt steht zunächst Marc-Uwe Klings satirischer Roman "QualityLand" (2017), eine Dystopie des digitalisierten Kapitalismus. Zu den älteren Texten, die anschließend untersucht werden, zählen unter anderem Jean Pauls Satiren "Der Maschinenmann nebst seinen Eigenschaften" (1789) und "Menschen sind Maschinen der Engel" (1785), E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" (1816) und technikkritische Texte des Expressionismus. Dabei wird auch die Gattungsgeschichte literarischer Utopien und Dystopien, die bis auf Platon zurückgeht, zu berücksichtigen sein. Auf dieser Folie sollen heutige literarische Dystopien analysiert werden, nicht zuletzt Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" (2009).
TEILNAHMEBEDINGUNGEN Vorraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist die Bereitschaft, sich im Laufe des Semesters ein breites literaturgeschichtliches Wissen anzueignen.
Gruppe 4: Maaß, Sarah Dr.: Behinderung und Literatur im 19. Jahrhundert
Der Titel dieses Seminars ist in mehrfacher Hinsicht problematisch: erstens existierte ‚Behinderung‘ als Sammelbegriff für bestimmte physische, psychische oder kognitive Abweichungen vom ‚Normalen‘ im 19. Jahrhundert noch nicht. Gleichwohl bilden sich in dieser Zeit – im Dreieck von Psychiatrie, christlicher Caritas und Pädagogik - die Grundlagen dessen heraus, was noch heute als ‚Behinderung‘ und die ihr angemesse heil- oder sonderpädagogische ‚Behandlung‘ gilt. Zweitens ist - wie etwa die sich seit den 2000er Jahren etablierenden Disability Studies betonen - Behinderung als Wissensgegenstand diskursiv produziert, historisch variabel und beinhaltet kulturell konstruierte, (meist negative) Vorstellungsbilder, die in Praktiken und Institutionen der Ausschließung und Diskriminierung eingebettet sind. Auch die Literatur ist an der Hervorbringung, Modellbildung und Repräsentation von Behinderung beteiligt. Daher wird im Seminar anhand ausgewählter literarischer Texte des 19. Jahrhunderts (von Grimm’schen Märchen über Erzählungen und Novellen von Stifter, Keller, Storm u.a. bis hin zum naturalistischen Drama) mit ihren Figuren des ‚Wechselbalgs‘, ‚Narrens‘, ‚Schwachsinnigen‘ oder ‚Degenerierten‘ einerseits die Literatur- und Kulturgeschichte der Behinderung kritisch in den Blick genommen und andererseits nach Subversionspotentialen der Literatur gefragt.
Teilnahmebedingung: Das Seminar wird Flipped Classroom-Anteile enthalten; Teilnahmevoraussetzung ist daher die Bereitschaft zur intensiven Textlektüre (auch englischsprachiger Sekundärtexte) und zur (begleiteten) Erarbeitung eine Gruppenpräsentation.
Anzuschaffende Literatur:
- Spyri, Johanna: Heidi. München: Anaconda Verlag 2013.
- Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Stuttgart: Reclam 2017.
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Gruppe 5: Schlicht, PD Dr. Corinna: Lyrik (1880-1945)
In diesem Seminar wollen wir sowohl gattungsgeschichtliches wie auch literarhistorisches Wissen vertiefen. Anhand ausgewählter Gedichte sollen die Literaturströmungen (wie etwa Naturalismus, Impressionismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit etc.), die sich im deutschsprachigen Raum vom ausgehenden 19. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert herausgebildet haben, in ihren Programmatiken erarbeitet und insbesondere für den Bereich der Lyrik diskutiert werden.
LITERATUR (bitte kaufen und lesen): Gedichte und Interpretationen. Band 5. Vom Naturalismus bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Harald Hartung. Reclam 7894. Geschichte der deutschen Lyrik Band 5: Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. von Ralf Schnell. Reclam 18892. Felsner/Helbig/Manz: Arbeitsbuch Lyrik. Akademie Verlag 2012. Forschungsliteratur und einige weitere Gedichte werden zum Seminarbeginn bekanntgegeben. |