[Engl. Titel: Working from Home]
Bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie im März 2020 bezeichnete Home Office, ebenso wie der weitgehend synonyme ältere Begriff Teleheimarbeit, die (in der Regel nur anteilige) Verlagerung eigentlich im Betrieb verorteter (Büro-)Arbeit und des betrieblichen Arbeitsplatzes in die Privatwohnung von Beschäftigten auf der Grundlage einer informationstechnischen Anbindung. Teleheimarbeit war seit den 1990er Jahren eine im Einzelfall separat zu vereinbarende „besondere“ Arbeitsform auf der Grundlage formeller Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen. Zugleich entstanden quasi im Schatten der formalisierten Teleheimarbeit mit steigenden Flexibilitätsbedarfen der Beschäftigten in den letzten beiden Jahrzehnten in Absprache zwischen Beschäftigten und unmittelbaren Vorgesetzten zunehmend informelle Arrangements, an einzelnen Tagen zu Hause statt im Betrieb zu arbeiten. Hierfür etablierte sich in den 2010er Jahren allgemein die Bezeichnung „(Arbeiten im) Home Office“, und es ergab sich eine allmähliche Veralltäglichung dieses (gelegentlichen) Arbeitens zu Hause.
Die Corona-Pandemie bewirkte einen gigantischen Feldversuch, unter welchen Bedingungen und mit welchen Effekten sich zuvor in zentralen Betriebsstätten verrichtete Arbeit in m.o.w. umfassender Weise auch im Home Office erbringen lässt. Dadurch wurden sowohl etablierte betriebliche Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt und neue Praktiken entwickelt als auch (v.a. ex negativo) latente Bedingungen für effiziente Arbeit und Kooperation ersichtlich; es ergaben sich neue Formen der Aufteilung des Tages in (Erwerbs-)Arbeitszeit und privater Zeit, und es wurden latente Strukturen familialer Arbeitsteilung etwa in ungleichen Zuständigkeiten von Vätern und Müttern in Home Office für die gleichzeitige Betreuung ihrer Kinder im Home Schooling in besonderem Maße sichtbar gemacht.
Ziel des Seminars im aktuellen Semester ist, gemeinsam einerseits den generellen Stand der soziologischen Forschung zu Teleheimarbeit/ Home Office zu erarbeiten und andererseits aktuelle Befunde zum Home Office in der Corona-Pandemie systematisch zu sichten. Auf dieser Grundlage sollen die im darauffolgenden Wintersemester von den Seminarteilnehmer:innen zu erstellenden Projektarbeiten auf der Grundlage selbst zu recherchierender bzw. zu erhebender aktueller Daten eine eigene spezifische empirische Fragestellung zum Themenbereich beantworten. Fragestellung und Untersuchungsdesign dafür sind im Verlauf des Sommersemesters in Form eines Exposés zu entwickeln. |