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Hauptseminare Didaktik (4 Gruppen)
Gruppe 1 Neeb/Siefert Geschichtsdidaktik digital – auf dem Weg zu einem digitalen Schulbuch, Do 16-18 Uhr MA Lehramt HRSGe MA Lehramt GyGe Modul 1
In geschichtsdidaktischen Internetblogs wird dem „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts, dem „analogen“ Schulgeschichtsbuch auf Papier, eine „abnehmende Bedeutung“ attestiert, indem sein Niedergang zugunsten digital greifbarer Materialien erfolgen würde. Auf der anderen Seite steht die Einschätzung von Bernd Schönemann und Holger Thünemann, die noch 2010 dem klassischen Schulbuch eine glänzende Zukunft vorhergesagt haben. Im Zentrum des Seminars stehen daher Überlegungen zu den Potentialen und Grenzen des „digital turns“ für das sogenannte „Leitmedium“ des Geschichtsunterrichts, die sowohl die Unterrichtspraxis als auch die theoretischen geschichtsdidaktischen Konzepte zum „historischen Lernen“ im Blick haben. Ganz praktisch sollen in der Seminargruppe Grenzen und Möglichkeiten des „digitalen Schulbuchs“ erkundet werden. Literaturhinweise: - Markus Bernhardt/Christian Bunnenberg: Alter Wein in neuen Schläuchen oder Aufbruch zu neuen Ufern? Kritische Überlegungen zu einem „digitalen Schulgeschichtsbuch“ am Beginn des 21. Jh., in: Wolfgang Buchberger, Christoph Kühberger, Christoph Stuhlberger (Hrsg.), Nutzung digitaler Medien im Geschichtsunterricht, Innsbruck 2015, S. 143-156. - Bernd Schönemann/Holger Thünemann: Schulbucharbeit. Das Geschichtslehrbuch in der Unterrichtspraxis, Schwalbach/Ts. 2010. - Waltraud Schreiber/Florian Sochatzy/Marcus Ventzke: Das multimediale Schulbuch - kompetenzorientiert, individualisierbar und konstruktionstransparent. In: Waltraud Schreiber u.a. (Hrsg.): Analyse von Schulbüchern als Grundlage empirischer Geschichtsdidaktik, Stuttgart 2013, S. 212-232. - Holger Thünemann: Zwischen analogen Traditionen und digitalem Wandel. Lernen und Lehren mit Geschichtsschulbüchern im 21. Jahrhundert, in: Christoph Kühberger u.a. (Hrsg.): Das Geschichtsschulbuch. Lehren – Lernen – Forschen, Münster/New York 2019, S. 81–96.
Gruppe 2 Siefert Kolonialismus in Asien im Geschichtsunterricht, Do 10-12 Uhr MA Lehramt HRSGe MA Lehramt GyGe 2-Fach-Master Modul 1
Die Kolonialisierung zum Ende der Frühen Neuzeit war für viele traditionsreiche Reiche in Asien eine traumatische Erfahrung, deren (fehlende) Aufarbeitung bis in die politische, wirtschaftliche und kulturelle Gegenwart hinein Konsequenzen hat. Im Geschichtsunterricht werden diese dramatischen Episoden der Geschichte kaum abgebildet, obgleich mit dem rasanten Aufstieg Chinas auch der Blick auf Ostasien gerichtet wurde. Das Hauptseminar ist in mehrere Episoden gegliedert, die sich jeweils auf die didaktische Umsetzung kolonialer Geschichte in Ostasien konzentrieren. Anhand von ausgewählten Fachbeispielen sollen daher Unterrichtsbeispiele zur Geschichte Chinas, Indiens, Japans, Vietnams und Thailands entstehen, die neuere fachdidaktische Diskurse um Digitalisierung und Inklusion berücksichtigen und für späteren Unterricht zur Verfügung stehen sollen. Literaturhinweise: - Barricelli, Michelle u.a. (Hrsg.): Handbuch. Praxis des Geschichtsunterrichts. 2017 (2 Bände) - Bracke, Sebastian u.a. (Hrsg.): Theorie des Geschichtsunterrichts. 2018. - Dabringhaus, Sabine: Geschichte Chinas 1279-1949. 2015. - Grabowsky, Volker: Kleine Geschichte Japans. 2010. - Kulke, Herrmann; Rothermund, Dietmar (Hrsg.): Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute. 2018. - Mishra, Pankra: Aus den Ruinen des Empires. Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens. 2018. - Osterhammel, Jürgen: Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert. 2012. - Zöllner, Reinhard: Geschichte Japans. Von 1800 bis zur Gegenwart. 2013.
Gruppe 3 Quick Deutschland und Europa nach 1945, Mo 16-18 Uhr 2-Fach Bachelor BA Lehramt HRSGe BA Lehramt GyGe
MA Lehramt HRSGe MA Lehramt GyGe 2-Fach-Master (Geschichte)
Tausende Menschen in ganz Deutschland haben am 8. Mai an das Ende des Zweiten Weltkriegs, an den „Tag der Befreiung" von der Herrschaft der Nationalsozialisten 1945 erinnert. Zu diesem Anlass bezeichnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Krieg in der Ukraine als „Epochenbruch" und den 8. Mai 2022 als einen „Tag des Krieges".
In der deutschen und europäischen Erinnerung ist das Jahr 1945 als tiefe Zäsur fest verankert. Sechs lange Jahre des Krieges hatten allein in Europa rund 40 Millionen Menschenleben gekostet, sechs Millionen Menschen jüdischer Herkunft waren in einem beispiellosen Genozid ermordet worden. Weite Teile des Kontinents waren zerstört, Menschen auf der Flucht oder vertrieben, die Gesellschaft verunsichert und gespalten.
Mit dem Kriegsende 1945 verbanden sich auf politischer Ebene tiefgreifende Veränderungen. Doch auch über Deutschland hinaus wandelte sich die politische Situation in Europa grundlegend, vor allem in Mittel-, Ostmittel- und Osteuropa, wohin die Sowjetunion während des Krieges ihren Machtbereich ausgedehnt hatte und dies, gerade nach den Erfahrungen dieses Krieges, nicht wieder rückgängig zu machen gedachte. Die Westverschiebung Polens, die die massenhafte (Zwangs-)Migration von Millionen Menschen nach sich zog, war eine Folge davon; eine andere die kommunistischen Machtübernahmen in den Jahren bis 1948 von Albanien über Polen, Bulgarien, Rumänien bis zur Tschechoslowakei und zur SBZ/DDR. Schon im Frühjahr 1946 sprach der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill vom „eisernen Vorhang", der sich über Europa gesenkt habe.
Vieles von dem, was 1945 angestoßen wurde, wirkt bis in die Gegenwart nach und manches, das um und nach 1945 virulent war, erleben wir in neuer oder ähnlicher Weise erneut: Flucht und Vertreibung, Migration, Nationalismus, Machtansprüche und kriegerische Konflikte.
Die Beschäftigung mit der Zeit nach 1945 bietet vielfältige Anknüpfungspunkte an die Gegenwart und die Chance, Potenziale für den Geschichtsunterricht auszuloten. Dies soll besonders unter Berücksichtigung der Inhaltsfelder 6 und 7 des Kernlehrplans NRW an ausgewählten Inhalten exemplarisch beleuchtet und gemeinsam praktisch erprobt werden. Geschichtsdidaktische Prinzipien kommen dabei genauso zur Anwendung wie digitale und analoge Medien, zum Beispiel in Form von Podcasts, Videos, Bildern oder schriftlichen Quellen und Darstellungen. Ziel ist, einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten dieses Themas zu geben und eigene Erfahrungen in der Planung und Konzeption von Geschichtsunterricht zu sammeln.
Literatur:
Hoffmann, Dierk: Nachkriegszeit. Deutschland 1945-1949. WBG 2011.
Deutschland nach 1945. Sammelband Geschichte lernen. Hannover 2009.
Stöver, Bernd: Der kalte Krieg. C.H.Beck München 2017.
Winkler, Heinrich August: Geschichte des Westens. Vom Kalten Krieg zum Mauerfall. München 32019.
Gruppe 4 Onken Frühes Historisches Lernen und Grimms Märchen, Do 14-16 Uhr Grundschullehramt (10 Plätze) MA Lehramt HRSGe MA Lehramt GyGe Modul 1
Lehramt Grundschule: SU-MA-M2.5
Für Schülerinnen und Schüler in der Grundschule wird die Vorstellung wie „es einmal war“ stark von Märchen geprägt. Bei Hänsel und Gretel ist ihnen in der Regel bewusst, dass es fiktive Charaktere sind, aber Könige und Prinzessinnen gab es doch, Hexen und Drachen auch? Im Seminar sollen Fiktion und Fakten bei Märchen bei der Verwendung im Unterricht analysiert werden. Dabei wird es auch notwendig sein die Märchen im historischen Kontext ihrer Entstehung und Sammlung durch unter anderem die Gebrüder Grimm in den Blick zu nehmen. Das Seminar richtet sich vorrangig an Studierende des Lehramtes für Grundschulen. Literaturhinweis: Oliver Geister: Kleine Pädagogik des Märchens: Begriff – Geschichte – Ideen für Erziehung und Unterricht, Baltmannsweiler 2011.
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