Während die finanziellen Aspekte der Hof- und Haushaltung des Königs im Mittelalter und die königlichen Einnahmen und Ausgaben in ihrer Rolle als wichtige Strukturelemente der Königsherrschaft traditionell große Aufmerksamkeit von Mediävisten erfahren haben, stellen die Finanzen der Königin ein Thema dar, dem sich erst die jüngere Forschung intensiver zugewandt hat.
Ausgehend von diesen neueren Forschungen sollen im Masterseminar die Finanzen europäischer Königinnen des Mittelalters in vergleichender Perspektive in den Blick genommen werden. Über welche Quellen und Größenordnungen von Einkommen verfügten Königinnen? Wie frei konnten sie mit ihren finanziellen Ressourcen umgehen? Wofür gaben sie Geld aus? An verschiedenen, aussagekräftigen Beispielen sollen die Unterschiede herausgearbeitet werden, die sich im diachronen Vergleich und zwischen den europäischen Reichen für die Struktur und Funktionsweise der Finanzen der Königin, deren Einbettung in die Finanzen des Königs (oder gerade deren Unabhängigkeit von diesen) und das Maß der Eigenständigkeit der Königin im Umgang mit Einnahmen und Ausgaben ergeben.
Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, wofür Königinnen Geld ausgaben und im Kontext welcher kulturellen Praktiken und politischen Strategien die finanziellen Aufwendungen von Königinnen sich verorten lassen. Dabei werden Themen wie Stiftungen, Mäzenatentum, Almosen, aber auch Repräsentation und Luxus in den Blick genommen und ein Schlaglicht auf die Zusammenhänge von Geld und Macht im Mittelalter geworfen.
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