Kommentar: |
Die zeitgeschichtliche Forschung der jüngeren Vergangenheit hat betont, dass in den 1970er Jahren entscheidende Weichenstellungen erfolgten, die bis in die Gegenwart hinein prägend geblieben sind. So verorten Anselm Doering-Manteuffel und Lutz Raphael in diesem Jahrzehnt den Beginn einer Ära „nach dem Boom“, in der die Wachstumsgläubigkeit und Planungseuphorie des organisierten Kapitalismus der Nachkriegszeit an ihr Ende gekommen seien; Sven Reichardt bringt mit der Alternativbewegung der Post-1968-Phase einen grundlegenden Wertewandel in Verbindung; Frank Bösch geht den politischen Weichenstellungen des Jahres 1979 nach, die der internationalen Politik bis heute ihren Stempel aufdrücken; Philipp Sarasin verortet in einer diskursgeschichtlichen Studie im Jahr 1977 auf zahlreichen Handlungsfeldern den Beginn der Postmoderne.
Das Seminar will diese Ansätze aufarbeiten und in vergleichender Perspektive kritisch diskutieren.
|
Literatur: |
- Bösch, Frank, Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann, München 62019. - Doering-Manteuffel, Anselm/Raphael, Lutz, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 32012. - Reichardt, Sven, Authentizität und Gemeinschaft. Linksalternatives Leben in den siebziger und frühen achtziger Jahren, Frankfurt a.M. 2014. - Sarasin, Philipp, 1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart, Frankfurt a.M. 2021.
|