Kommentar: |
Mythen waren (und sind) fester Bestandteil der Geschichtsschreibung und überdecken mehr oder weniger die Fakten. Frühneuzeitliche Narrative entstehen infolge des Einsatzes mythischer Allegorien seitens der Bildenden Künste, die als Auftragskünste den Wünschen ehrgeiziger Auftraggeber verpflichtet waren. Königinnen lassen sich als antike Göttin Minerva darstellen. Kaum eine historisch bedeutende Männergestalt, die uns nicht als antiker Herkules begegnet, selbst Martin Luther als allegorische Ikone eines Hercules germanicus. In der Französischen Revolution verkörpert schließlich das Peuple bildhaft diesen antiken Helden. In konfessionell brisanten Zeiten erlaubte sich der Malerfürst Peter Paul Rubens über die zahlreiche Verwendung antik-heidnischer Götter in seinen Gemälden für seine katholische Klientel hinaus, Allegorien weit sichtbar auf dem Dachfirst des Vorhofes seines Antwerpener Stadthauses zu installieren: Als Symbole für Stärke und Wohlstand halten Minerva und Merkur gemeinsam den Kriegsgott Mars in Schach, ein ehrenhaftes Wunschdenken, damals wie heute.
Welche Denkmuster und Absichten standen hinter diesen Mythen und Allegorien, die in der Frühen Neuzeit enormen Aufschwung in der öffentlichen Wahrnehmung erfuhren? Anhand vieler Bildbeispielen soll nachvollzogen und diskutiert werden. Neben der Vermittlung historischer Ereignisse hat auch der Erwerb kunsthistorischer Fähigkeiten Priorität.
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Literatur: |
- Andratschke, Claudia: Vom Lukasbild zur Pictura-Allegorie. Die Ikonografie und Theorie der Malerei in der niederländischen Kunst der frühen Neuzeit. Diss. Tübingen 2010. - Bussmann, Klaus; Werner, Elke Anna (Hg.). Europa im 17. Jahrhundert: ein politischer Mythos und seine Bilder. Franz Steiner Verlag, 2004. - Cohen, Laura: Gestalt und Gehalt der Merkurfigur in der Bildhauerei der Frühen Neuzeit. Diss. Bonn, 2020. - Tepe, Peter; Bachmann, Thorsten; Nieden, Birgit zur; Semlow, Tanja; Wemhöner, Karin (Hrsg.): Reihe: Mythosa. Fächerübergreifendes Forum für Mythosforschung. Mythen in der Kunst. Königshausen & Neumann, 2004.
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