Kommentar: |
Die Übung beginnt erst am 24.04.2023. Die letzte Sitzung findet am 17.07.2023 statt.
Wann und wie begann „unsere Welt von heute“? Die zeithistorische Forschung geht verstärkt von einem Strukturbruch im Laufe der 1970er Jahre aus. „Nach dem Boom“ (Doering-Manteuffel/Raphael) der ersten Nachkriegsjahrzehnte sieht sie in der/den Ölkrise(n) und dem Zerfalls des Bretten Woods-Währungssystems, dem Auseinanderfallen der revoltierenden Jugend der späten 1960er Jahre in verschiedenste Strömungen, aber auch der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und ihrer Schlussakte von Helsinki einschneidende Veränderungen in Wirtschaft, Sozialem und Geopolitik. Die heutige individualisierte „Lifestyle“-Gesellschaft, der globale und digitale Markt mit seiner Dominanz von Finanzakteuren, die Verdichtung von Migration und Kommunikation seien in den Veränderungen dieses Jahrzehntes ebenso angelegt wie der Wandel von der relativ stabilen Bipolarität des Kalten Krieges zu einer fragilen multipolaren Ordnung verschiedenster, auch theokratischer Ideologien.
Die Übung analysiert anhand von Literatur und exemplarischen Quellen den Beginn dieser „Geschichte der Gegenwart“ (Philipp Sarasin). Besondere Aufmerksamkeit soll auf dem Jahr 1979 liegen, in das auffallend viele Einzelereignisse der beschriebenen (und weiterer) Trends fallen. In diesem Rahmen sollen Prozesse der Historisierung rund um Begriffe wie „Zäsur“ und „Zeitenwende“ auch allgemein diskutiert werden.
Einführende Literatur:
- Bösch, Frank: Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann, München 2019.
- Sarasin, Philipp: 1977. Eine kurze Geschichte der Gegenwart, Berlin 2021.
- Doering-Manteuffel, Anselm/Raphael, Lutz: Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2012³.
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