Einzelkommentare zu den Seminaren:
Gruppe 1: Pontzen, Prof. Dr. Alexandra: Literaturkritik und Gegenwartsliteratur
Die Gegenwartsliteratur stellt ihre Leser*innen und die Literaturwissenschaft vor spezifische Herausforderungen: Ohne Orientierung durch literarhistorische Kanonisierungsprozesse gilt es sich selbst – und weitgehend eigenständig – ein Urteil über neuerscheinende Bücher zu bilden, allenfalls flankiert von der professionellen Literaturkritik in Feuilleton, Fernsehen und Internet. Das Seminar gibt einen Überblick über die Entwicklung der Literaturkritik im deutschsprachigen Raum, hilft, sinnvolle Kriterien literarischer Wertung zu erarbeiten und diese an aktuellen Neuerscheinungen zu erproben. Von den Studierenden wird Bereitschaft zur umfangreichen Lektüre, regelmäßige Rezeption eines überregionalen Feuilletons, Freude an engagierter Diskussion und Mut zum fundierten Urteil erwartet. Eingeübt werden neben Formen mündlicher Literaturkritik schriftliche Besprechungen und Rezensionen für verschiedene Zielgruppen. Das Seminar ist Teil des Lehrprojekts „literaturkritik.de“ an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und kooperiert mit der Essener Redaktion „Gegenwartskulturen“. Im Rahmen des Seminars wird eine Publikumsveranstaltung "Das Feierabendbuch" vorbereitet, die in diesem Semester voraussichtlich als hybrid-Format (Präsenz und online) organisiert wird. LITERATUR: Die zu besprechenden Titel werden kurzfristig festgelegt. Da es sich um Neuerscheinungen handelt, sind die Bücher nicht als Taschenbücher zu haben. Wir starten mit: ???
Zur Erleichterung der Anmeldeformalitäten findet die erste Sitzung im Inverted-Classroom-Verfahren statt. Dabei etwaig nicht in Anspruch genommene Plätze vergebe ich an Nachrücker, die sich bei mir per Mail gemeldet haben; etwaige Restplätze melde ich dem Kustodiat, das sie in der Notfallsprechstunde vergibt.
TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Zu erbringende Studienleistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines Leistungsnachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
LITERATUR Die Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.
Gruppe 2 N.N. Vertretung Wesche: Die Nibelungen - eine intermediale Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Die Geschichten um Siegfried, den Schatz der Nibelungen und die furchtbare Rache seiner Witwe Kriemhild sind über die Jahrhunderte immer wieder in Literatur, Bildender Kunst, in der Oper, im Film (seit der Stummfilmzeit) oder in Graphic Novels aufgegriffen worden. Dabei lässt sich an der Geschichte dieser Transformationen und Aneignungen eine deutsche Geistesgeschichte mit all ihren ideologischen Abgründen ideologisch bzw. politisch vereinnahmt: Siegfried, der Drachentöter, der durch das Blut des Untiers (fast) unverletzlich war, wurde zum Inbegriff des deutschen 'Superhelden', der nur durch Verrat hinterrücks ermordet werden konnte - hieraus entstand das Bild der 'Dolchstoßlegende' zur Erklärung der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg. Siegfrieds Witwe Kriemhild wandelt sich nach dem Mord an ihrem Mann vom schüchternen Mädchen zur eiskalten Rächerin und heiratet den mächtigen Hunnen-Herrscher Etzel, um ihre Rache zu vollenden. Schließlich ist sie bereit, sogar ihre Brüder niederzumetzeln, wenn sie nicht Hagen, den Mörder, ausliefern. Doch die Verbündeten halten zusammen bis in den Tod: Diese wechselseitige Treue zwischen den Männern, die in einem Flammenmeer in Unterzahl kämpfen bis zuletzt, wurde zur 'deutschen' "Nibelungentreue" stilisiert und im Zweiten Weltkrieg als Ideal des heroischen Todes für das Vaterland verklärt. Auch die Opern Wagners wurden in diese ideologische Vereinnahmung des Stoffes integriert. Diesen Vereinnahmungen widmet sich der Kurs ebenso wie der frühen Stoffgeschichte und intensiven Diskussion u.a. der Dramen "Die Nibelungen" von Friedrich Hebbel, den Opern Richard Wagners (Der Ring des Nibelungen) oder Fritz Langs monumentalem Stummfilm "Die Nibelungen" (1924).
Wichtig: Vorkenntnisse z.B. zur Oper werden nicht vorausgesetzt,das Seminar soll wirklich grundlegend in das Thema einführen.
G3 Dr. Liane Schüller in Kooperation mit Prof. Dr. Michael Beißwenger: Das Gegenüber in der Kommunikation
Kommunikation ist ein zentrales Instrument für die Aushandlung von Kultur, für den Aufbau und die Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen und des gesellschaftlichen Miteinanders. Um Einstellungen, Wünsche und Emotionen zu teilen und sich über die sie betreffende Welt zu verständigen, bleiben Kommunikation und Sprache jedoch immer artifizielle Werkzeuge der interpersonalen Vermittlung von Individualität und Innerlichkeit. Da das Gegenüber immer nur aus einer Außensicht zugänglich und deutbar ist, liegt eine zentrale Anforderung für gelingende Kommunikation darin, eine Vorstellung vom Gegenüber, von der/dem Anderen zu entwickeln und die Gestaltung des eigenen sprachlichen Handelns in Kommunikation an dessen antizipierten Wünschen, Interessen, Zielen und Wertesystemen auszurichten. Die Befähigung zur sozialen Perspektivenübernahme und zur Empathie, die Bereitschaft zur Berücksichtigung der Bedürfnisse des Gegenübers und der respektvolle Umgang mit dessen mündlichen, schriftlichen und nonverbalen Äußerungen sind damit eine wichtige Basiskompetenz für jedwede Form der Kommunikation. Im Seminar soll es um die kommunikative Herstellung von Verständnis und Verstehen gehen. Diese wird in ihrer Funktionsweise zunächst am Beispiel der (mündlichen und schriftlichen) Alltagskommunikation und in Bezug auf das sprachliche Handeln mit Texten betrachtet. Davon ausgehend beschäftigen wir uns mit fiktionaler Kommunikation als Teil von literarischen Texten, Filmen und anderen Medien. Dabei wird der Blick u.a. darauf gerichtet, wie partnerorientiertes kommunikatives Handeln in ausgewählten Werken – inhaltlich und formal, thematisch und motivisch – dargestellt wird und dabei auch die Differenzerfahrung zwischen Selbst- und Fremdbild abbildet. Der Fokus liegt auf Individualbeziehungen, also auf dem Verhalten und dem Verhältnis zwischen Personen in der Alltagskommunikation bzw. fiktiven Figuren in der Literatur und anderen medialen Formaten. Diese finden einerseits in bestimmten Kommunikationsstilen und Sprachwahlen einen Ausdruck, z. B. zwischen Freunden und Liebenden, zwischen Unbekannten und Ent-Fremdeten, als auch in Formen asymmetrischer und gestörter Kommunikation, und lassen sich in Bezug auf unterschiedliche Beziehungskonstellationen und weitere Faktoren interpersonaler Kommunikation beleuchten.
Das Seminar findet fächervernetzend statt. Je nach Zulassung kann das Seminar entweder für den Bereich Linguistik (= Zulassung bei Prof. Dr. Beißwenger) oder für den Bereich Literaturwissenschaft (= Zulassung bei Dr. Liane Schüller) kreditiert werden.
TEILNAHME-BEDINGUNGEN Zu erbringende Studienleistungen bzw. Bedingungen zum Erwerb eines Leistungsnachweises werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
LITERATUR Die Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben. |