Kommentar: |
Literatur erscheint in unterschiedlicher medialer Form, die jeweils ihre ganz eigene Poetik schafft. Eines der – neben dem Buch – wichtigsten Einzelmedien für die Literatur ist der Hörfunk. Kaum einer der namhaften Autorinnen und Autoren des letzten Jahrhunderts sowie der letzten Jahre, die sich nicht auch über Hörspiel oder Feature in diesem Medium einen Platz eroberten. So werden wir uns in diesem Seminar dem Medium des Akustischen, der Literatur im Hörfunk, zuwenden. Mitgedacht werden müssen heute neben dem Hörfunk auch andere akustische Erscheinungsformen, die als Zweit-, Neben- oder auch Erstverwertung in Form von Hörbüchern entstehen. Die sogenannte Hörliteratur ist selbst aktuell einer der deutlich anwachsenden Zweige des literarischen Markts, wird doch inzwischen zu fast jedem neuen Buch das Hörbuch gleich mitgeliefert. Grund genug, dies einmal näher zu betrachten.
Die Anfänge dieser Entwicklung liegen bereits gut achtzig Jahre zurück, seit Beginn des Radios in den 1920er Jahren wird Literatur in den unterschiedlichsten Formen für den Hörfunk produziert und gesendet. Hier also beginnt sich die Tradition herauszubilden, die heute in den Hörbuchabteilungen prosperiert und in den diversen Hörfunkprogrammen trotz aller Untergangsszenarien immer weiter produziert und gesendet wird. Nach einem kurzen historischen Überblick sollen die unterschiedlichen Gattungen (Hörspiel, Feature, Klangkunst, Hörbuch) und ihre medialen wie literaturhistorischen Kontexte näher betrachtet werden.
Exemplarisch an verschiedenen Hörwerken werden wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen: Was ist das Spezifische an Akustischer Literatur? Mit welchen Mitteln arbeitet diese Kunstform? Gibt es besondere Kriterien, diese Audioliteratur zu analysieren? Existiert so etwas wie eine Hörphilologie? Welche Entwicklungsschritte lassen sich verzeichnen? Welche Form von Interdisziplinarität ist in der Beschäftigung mit Hörwerken notwendig? Wie sehen die aktuellen Tendenzen dieser Kunstform aus? |