Kommentar: |
Das Jahr 2024 wird vielfach als „Superwahljahr“ bezeichnet. Ob Landtagswahlen in Thüringen, Wahlen zum Europäischen Parlament, in den Vereinigten Staaten von Amerika oder in Indien: Fast die Hälfte der Weltbevölkerung wird im Laufe des Jahres an die Urnen treten, um auf verschiedenen Ebenen Repräsentant:innen zu wählen, die für unterschiedliche Zeiträume die Geschicke ihres Landes, Staates, Staatenbundes oder ihrer Kommune bestimmen werden.
Während in demokratischen Systemen die meisten Akteur:innen dem Ideal freier und gleicher Wahlen nachstreben, zeigen verschiedene Indizien, dass Wahl nicht gleich Wahl ist: Die Freiheit und Gleichheit der Wähler:innen unterscheidet sich je nach politischem System teils enorm. Auch innerhalb anerkannter Demokratien unterscheiden sich die Wahlsysteme zum Teil erheblich: So ist in Ländern wie den USA oder Großbritannien nicht unbedingt eine Mehrheit der Stimmen notwendig, um sich das Präsidentenamt oder eine absolute Mehrheit im Parlament zu sichern. Gleichzeitig lassen sich über Systeme und Kontinente hinweg vergleichbare Muster erkennen, etwa ähnliches Wahlverhalten innerhalb einer Generation oder einer Geschlechtergruppe.
Wahlen werden weithin als „Hochamt der Demokratie“ bezeichnet und als zentrales Merkmal unserer Regierungsform akzeptiert. In diesem Kurs setzen wir uns zunächst theoretisch mit Wahlen in demokratischen Systemen auseinander: Welche Rolle spielen Wahlen, wie haben sie sich im Laufe der Zeit entwickelt und welche Faktoren müssen berücksichtigt werden, um Wahlprozesse und Wahlverhalten richtig interpretieren zu können? Nach der theoretischen Auseinandersetzung erhalten die Studierenden die Möglichkeit, in einem eigenen Forschungsprojekt in Kleingruppen die zuvor besprochenen Theorien und Konzepte selbst anzuwenden und eine Wahl empirisch zu analysieren. Das dafür notwendige sozialwissenschaftliche Methodenwissen wird ebenfalls im Kurs vermittelt, um es dann in der eigenen Analyse anzuwenden.
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