Kommentar: |
Als um das Jahr 1200 v. Chr. die uns nur schemenhaft archäologisch oder durch Linear-B-Tafeln greifbaren Palaststrukturen der mykenischen Königreiche rasch zerfielen – ob infolge von fremder Invasion („Seevölker“?) oder aufgrund innerer sozialer Überlastung, ist in der Forschung umstritten –, folgten in Hellas vier Jahrhunderte, die die Forschung wegen der großen Quellenarmut lange Zeit als „dunkel“ bezeichnet hat. Doch mittlerweile haben zahlreiche archäologische Funde (bes. die „Fürsten“sitze von Lefkandi und Nichoria), eine verfeinerte Interpretation von Sagen über die Wanderungen der griechischen Stämme und die Analyse von die Umbrüche überdauernden Termini aus dem sozialen und politischen Bereich mehr Licht in dieses Dunkel gebracht. Auch wenn die Ilias und die Odyssee nur vorgeben, aus der „großartigen“ mykenischen Heldenzeit zu berichten, so sind doch viele gesellschaftliche, politische, militärische, ökonomische und religiöse Strukturen, welche die homerischen Epen durch die Linse ihrer eigenen Entstehungszeit im späten 8. und frühen 7. Jh. v. Chr. beleuchten, nur zu verstehen als Produkte von Entwicklungsprozessen, die weit in die „Dunklen Jahrhunderte“ zurückreichen. Mithin ist der Gesamtzeitraum vom 13. bis 7. Jh. v. Chr. von Brüchen wie Kontinuitäten gleichermaßen geprägt, deren Wechselspiel es im Seminar nachzuzeichnen gilt.
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Literatur: |
Einführende Literatur:
- K.-W. Welwei, Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Beginn des Hellenismus, Paderborn 2011, S. 19-96. - Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hg.), Zeit der Helden. Die „dunklen Jahrhunderte“ Griechenlands 1200-700 v. Chr., Karlsruhe 2008. - E. Stein-Hölkeskamp, Das archaische Griechenland. Die Stadt und das Meer, München ²2019. - Ch. Ulf & U. Kistler, Die Entstehung Griechenlands (Oldenbourg Grundriss der Geschichte 46), Berlin 2020.
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