Kommentar: |
Ein gängiges Narrativ sieht im 12. Jahrhundert eine Zeit, in der die europäische Geschichte tiefgreifenden Wandlungsprozessen unterliegt und durch politische, religiöse, soziale Umbrüche und Neuanfänge geprägt ist. Mit der Herrschaftsübernahme der Staufer im Reich, dem Erstarken der westeuropäischen Monarchien und des Papsttums veränderten sich die politischen Aktionsfelder. Neue religiöse Bewegungen führten zu einer Pluralisierung religiöser Lebensformen und Weltbilder und wurden zur Herausforderung für Kirche und »Staat«. Der Aufstieg der Städte, die Entstehung der Universität, die Kreuzzüge und eine neue Mobilität der Menschen veränderten dauerhaft Lebensformen und gaben der europäischen Geschichte neue Konturen. Neben den ständischen Gruppen trat der handelnde und gestaltende Mensch, das Individuum immer stärker in den Vordergrund. Diese und andere Phänomene sollen im Masterseminar diskutiert werden. Dabei sollen zunächst die Grundzüge des langen 12. Jahrhunderts gemeinsam herausgearbeitet werden und in einem weiteren quellennahen Teil danach gefragt werden, wie die Zeitgenossen ihre eigene Zeit erlebt und wahrgenommen haben und inwieweit die moderne Meistererzählung zu differenzieren ist.
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