Gruppe 1: Dr. Liane Schüller: Novellen und Erzählungen im Literaturunterricht der Sek. I und II
Erzählungen mittleren Umfangs werden im Deutschunterricht der Sekundarstufen I und II in allen Jahrgangsstufen gelesen, was unter anderem an dem überschaubaren Figurenarsenal und Geschehen sowie daran liegt, dass sich die Tektonik der Texte gut rekonstruieren lässt. Im Seminar beschäftigen wir uns mit ausgewählten Novellen und Erzählungen von der Romantik bis zur Gegenwart, analysieren sie vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit und diskutieren mit Blick auf die einschlägigen Kernlehrpläne der Sekundarstufen I und II Grundlagen zur fachlichen und didaktischen Erschließung. Dabei erarbeiten wir auch didaktisch-methodische Fragestellungen sowie Konzepte und Perspektiven für den Unterricht.
Hinweise zur Auswahl der Texte und zum Seminarverlauf werden in der 1. Seminarsitzung bekannt gegeben.
Gruppe 2: Astrid Meirose: Kafkas Erzählungen im Literaturunterricht:
Die Texte von Franz Kafka umgibt die Atmosphäre des Mysteriösen und Undurchschaubaren. Dennoch gehören diese rätselhaften Texte, die sich dem Verstehen immer wieder entziehen, mittlerweile zum Lektürekanon an Schulen. Mit Blick auf für Lernende bedeutsame Lesarten sollen ausgewählte Texte zunächst analysiert und in die literarische Moderne eingeordnet werden.
Dazu werden aktuelle didaktisch-methodische Konzepte der Texterschließung vorgestellt, diskutiert und erprobt. Mit der Gestaltung von Lernprozessen, Phasierung von Unterrichtszielen, Aufgabenstellungen und Aufgabenformaten – auch mit Bezug auf die Lehrpläne – werden wir uns ebenfalls beschäftigen.
Literatur: Franz Kafka: Erzählungen (Reclam)
Swantje Ehlers: Studienbuch zur Analyse und Didaktik literarischer Texte. Baltmannsweiler 2011.
Gruppe 3: Carina Hebgen: Kinder- und Jugendliteratur im Literaturunterricht der Sekundarstufe I:
Gegenwartsliteratur spielt heutzutage eine wichtige Rolle im Literaturunterricht der Sekundarstufe I: 1972 noch als „Stiefkind der Didaktik“ (Geißler 1972) bezeichnet, hält sie ab Mitte der 1975er Jahre Einzug in den Literaturunterricht. Durch die Verankerung im Lehrplan, insbesondere unter dem Stichwort "Jugendroman", wird eine direkte Verbindung zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hergestellt. Die Genrevielfalt, wie Abenteuer-, Adoleszenz-, Liebes- und Kriminalromane, ermöglicht eine breit gefächerte ästhetische Auseinandersetzung. Der Einsatz von Gegenwartsromanen ist daher aus literaturdidaktischer, kulturdidaktischer und lesedidaktischer Perspektive gut begründbar und fördert das Verständnis und die Begeisterung für zeitgenössische Literatur bei den Schülerinnen und Schülern.
Im Seminar liegt der Fokus neben der Fundierung der oben genannten Perspektiven auf möglichen Auswahlkriterien und konkreten Unterrichtsvorhaben (Reihen- und Doppelstundenplanung). Neben der aktiven Seminarteilnahme wird die Lese- und Kaufbereitschaft der verbindlichen Seminarliteratur (wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben, exemplarisch für verschiedene Klassenstufen, Genre und Themen ausgewählt) vorausgesetzt. Seminarplan und die zu erbringenden Studienleistungen werden in der Vorbesprechung bekanntgegeben.
Gruppe 4: Thomas Stachelhaus: Handlungs- und Produktionsorientierung im Literaturunterricht der Sek. I und II (inkl. Inklusion):
Die Handlungs- und Produktionsorientierung als Ansatz eines schüler*innenorientierten Arbeitens ist seit den 1970er Jahren in der fachdidaktischen Diskussion sehr präsent und hat in der Schulpraxis zu einer umfassenden Ergänzung des analytisch ausgerichteten Literaturunterrichts geführt. Im Seminar sollen die verschiedenen Positionen und Modelle des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts (HPLU), die in der Literaturdidaktik höchst kontrovers diskutiert wurden/werden, kurz theoretisch eingeordnet und anhand ausgewählter Texte in Unterrichtsplanungen erprobt werden. Hierbei werden auch Beispiele aus der Unterrichtspraxis vorgestellt und erörtert.
Diskutiert werden soll auch, welche Rolle der HPLU in den jeweiligen Jahrgangsstufen spielen kann / soll und wie und auf welche Weise literarische Kompetenzen (vgl. K. Spinner) geschult werden können.
Vor allem aber soll anhand konkreter Beispiele, die im Seminar erprobt werden, auch untersucht und diskutiert werden, wie sich der HPLU durch die fortschreitende Digitalisierung geändert hat bzw. neuen Möglichkeiten sich eröffnen.
Primärliteratur:
- Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und die Tieferschatten
- E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi
- H. v. Kleist: Der zerbrochne Krug
Gruppe 5: Dr. Ines Heiser: Ein alter Hut? Novellen unterrichten
Falken und unerhörte Begebenheiten? Novellen als spannende und dramatische eher kurze Erzählungen waren im deutschsprachigen Raum insbesondere im 19. Jahrhundert in Realismus und Naturalismus beliebt. Im schulischen Unterricht dienen Novellen häufig im Mittelstufenunterricht dazu, erste Gattungsreflexionen anzustellen und eine Hinführung zur Auseinandersetzung mit historisch fremden und literarisch anspruchsvolleren Texten zu leisten. Iris Winkler betont in diesem Zusammenhang ein besonderes didaktisches Potenzial der Novelle (Winkler 2012: 572).
Im Seminar werden entsprechen besonders Fragen des literarischen Lernens (z.B. Vermittlung und Anwendung von Gattungswissen, Aufbau von Analysefertigkeiten in Bezug auf Ort- und Zeitgestaltung; Erkennen von Symbolik) und nach einer Anleitung von Lernenden zum Umgang mit historisch fremden Texten stehen. Daneben soll aber auch reflektiert werden, inwiefern sich novellistisches Erzählen auch bei jüngeren Autor:innen wie z.B. Uwe Timm findet.
Anzuschaffende Textausgaben:
Uwe Timm (2000): Die Entdeckung der Currywurst. Novelle. München: dtv.
Eine Ausgabe von Gottfried Keller: Kleider machen Leute.
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung/über Moodle bekannt gegeben.
Gruppe 6: Dr. Ines Heiser: Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht (inkl. Inklusion)
Bis zur Wende hin zur Kompetenzorientierung nach dem sog. „PISA-Schock“ 2000 stellte der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht (HPU) ein zentrales Paradigma der Literaturdidaktik dar. Die als Alternative zu kognitiv ausgerichteten Textanalyseverfahren entwickelte Methodik zielte darauf ab, durch stärker literarästhetisch-gestalterisch geprägte Zugänge zur Literatur Motivation bei allen Lernenden zu vergrößern und gleichzeitig Einsichten in die Konstruiertheit von Texten zu ermöglichen; inzwischen sind die Verfahren im Literaturunterricht fest etabliert.
In der Lehrveranstaltung werden eingeführte HPU-Verfahren erprobt und reflektiert. Neben allgemeinen Fragen dazu, was diese Verfahren wie für literarisches Lernen und literarische Sozialisation leisten können, sollen besonders zwei Aspekte im Zentrum stehen: Zum einen werden wir uns mit der Frage befassen, welche Auswirkungen die Tatsache hat, dass Literaturunterricht heute in einer digital geprägten Alltagskultur stattfindet. Macht es für die Lernprogression beispielsweise einen Unterschied, ob eine Collage digital oder mit Schere und Klebstoff erstellt wird – und gehört ein mit KI erstellter Dialog mit einer literarischen Figur ebenfalls in der Bereich HPU? Zum anderen soll diskutiert werden, inwiefern HPU-Verfahren – wie in der Forschung häufig postuliert – geeignet sind, zu einem inklusiven Literaturunterricht beizutragen: Kann HPU tatsächlich dazu beitragen, Zugangshürden zu reduzieren – und welche Lernenden können ggf. dadurch besonders unterstützt werden?
Literatur: Wird in der ersten Sitzung/über Moodle bekannt gegeben.
Gruppe 7: Dr. Antje Baumann: Musik im Deutschunterricht:
Das Seminar möchte die Studierenden mit Vertonungen häufig im Deutschunterricht gelesener lyrischer Texte – unter anderem von Goethe, Eichendorff und Heine – vertraut machen, ihnen eine gewisse Sicherheit in der Beschreibung musikalischer Parameter wie Rhythmus, Metrum, Harmonik und Melodik vermitteln und anhand von Beispielen Anregungen für eigenes fächerübergreifendes Arbeiten geben. Dabei wird es darum gehen, Text und Musik miteinander in Beziehung zu setzen, dadurch weitere Deutungsebenen zu gewinnen und diese didaktisch zu nutzen. Daraus ergeben sich auch Anknüpfungspunkte zu Musik als Deutungsebene im Film. Notenkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, jedoch die Bereitschaft, sich im Laufe des Semesters unter Anleitung entsprechende Grundkenntnisse anzueignen. |