Gruppe 1: Soziale Mobilität (Prof. Dr. Alexandra Pontzen)
Im Zusammenhang der aktuellen Klassismus-Diskussionen in Literatur und Gesellschaft und dem emergenten Genre der Autosoziobiographie, das in der Regel sog. ‚Aufsteiger‘-Biographien erzählt, stellt sich die Frage, wie Soziale Mobilität in literarischen Texten verschiedener Epochen gedacht, dargestellt und reflektiert wurde.
Wir – d.h. alle Seminarteilnehmerinnen -, lesen und besprechen:
Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman. Ditzingen: Reclam Verlag 2022. (10,80 Euro)
Fontane, Theodor: Frau Jenny Treibel. Oder ‚Wo sich Herz zum Herzen find’t‘. Ditzingen: Reclam Verlag 1986. (4,60 Euro)
Walser, Martin: Der Lebenslauf der Liebe. Roman. Berlin: Suhrkamp Verlag 2001. (25,00 Euro)
Mahlke, Inger-Maria: Unsereins. Eine epische Familiengeschichte. Hamburg: Rowohlt Verlag 2023. (26,00 Euro)
Gruppe 2: Shakespeare und die deutsche Literatur (PD Dr. Charlotte Kurbjuhn)
Der Kurs widmet sich der immensen Wirkung, die die Werke Shakespeares auf die deutschsprachige Literatur seit der Frühen Neuzeit hatten. Auf dem Programm stehen v.a. (in Übersetzung) Shakespeares Dramen Hamlet, Romeo und Julia und Ein Sommernachtstraum, aber auch Sonette; aus der deutschen Literatur werden nach Kontextualisierungen innerhalb der Frühen Neuzeit u.a. Texte von Goethe, Gottfried Keller, Andreas Gryphius, Heiner Müller und Ann Cotton behandelt, außerdem werden Übersetzungen und ihre Paratexte untersucht. Zur Einstimmung großartig: Der Film "Shakespeare in Love", der ein unterhaltsames Bild vom Elisabethanischen Theater vermittelt, und natürlich die Lektüre von Hamlet, Romeo und Julia und Ein Sommernachtstraum. Bitte beachten Sie vorab: Gegenstand der Hausarbeiten müssen Texte der deutschen Literatur sein! Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur notwendig umfangreichen und gründlichen Lektüre der Texte sowie zur kontinuierlichen aktiven Teilnahme.
Gruppe 3: Inszenierungen von 'blackness' und 'whiteness' in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 (PD Dr. Stefan Hermes)
Vor dem Hintergrund einschlägiger theoretischer Überlegungen wollen wir uns in diesem Seminar mit Texten der deutschsprachigen Literatur nach 1945 befassen, die nicht zuletzt das Verhältnis von 'blackness' und 'whiteness' verhandeln. Dazu zählen Wolfgang Koeppens kanonischer Nachkriegsroman Tauben im Gras (1951) und Uwe Timms kaum weniger breit wahrgenommener Roman Morenga (1978), in dem die genozidale Kriegesführung des kaiserlichen Militärs in der Kolonie 'Deutsch-Südwestafrika' zum Thema wird. Überdies werden wir uns mit einigen Kurzgeschichten Josef Redings und mit wichtigen Werken der afrodeutschen Literatur auseinandersetzen, beispielsweise mit der Lyrik May Ayims und mit neueren Romanen wie Jackie Thomaes Brüder (2019) oder Olivia Wenzels 1000 serpentinen angst (2020). In allen Fällen wird es uns darum zu tun sein, sowohl die (diskurs)historischen Kontexte des Untersuchungsmaterials zu rekonstruieren als auch die je spezifischen Schreibverfahren der Autor:innen nachzuvollziehen. Leiten soll uns dabei unter anderem die Frage, inwiefern die Texte rassistische Stereotype zu unterminieren vermögen – und inwiefern sie derlei Stereotype bisweilen eben doch festschreiben.
Bereichert wird das Seminar durch einen Gastvortrag des renommierten deutsch-amerikanischen Germanisten Prof. Dr. Peter Höyng von der Emory University in Atlanta, GA, mit dem Titel "Back to the Future: Gedanken zum deutschsprachigen Anti-Rassismus der Vergangenheit aus heutiger Sicht". Geplant ist außerdem ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung "Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe" im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund.
Im Vorfeld anzuschaffen sind die aktuellen Taschenbuchausgaben der oben genannten Romane von Koeppen und Timm.
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