Gruppe 1: Geschichte der Faustdichtungen (PD Dr. Charlotte Kurbjuhn)
Im Seminar stehen die Stationen des Faust-Stoffes vor Goethe und natürlich Goethes Faust I und Faust II im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt wird auf genauer Lektüre der literarischen Texte liegen, ergänzt um Ausblicke auf mediale Adaptionen. Zwei Termine sollen im Goethe-Museum Düsseldorf stattfinden, um anhand der dortigen Sammlungen die Einblicke in die Stoffgeschichte zu vertiefen. Vorausgesetzt wird die Anschaffung und gründliche kontinuierliche Lektüre der zu lesenden Texte (die Ausgaben werden im Kurs vorgestellt) sowie die aktive kontinuierliche Teilnahme am Seminar.
Gruppe 2: Gegenwartsliteratur (Prof. Dr. Alexandra Pontzen)
Die Gegenwartsliteratur stellt ihre Leser*innen und die Literaturwissenschaft vor spezifische Herausforderungen: Ohne Orientierung durch literarhistorische Kanonisierungsprozesse gilt es sich selbst – und weitgehend eigenständig – ein Urteil über neuerscheinende Bücher zu bilden, allenfalls flankiert von der professionellen Literaturkritik in Feuilleton, Fernsehen und Internet.
Das Seminar gibt einen Überblick über die Entwicklung der Literaturkritik im deutschsprachigen Raum, hilft, sinnvolle Kriterien literarischer Wertung zu erarbeiten und diese an aktuellen Neuerscheinungen zu erproben.
Von den Studierenden wird Bereitschaft zur umfangreichen Lektüre, regelmäßige Rezeption eines überregionalen Feuilletons, Freude an engagierter Diskussion und Mut zum fundierten Urteil erwartet. Eingeübt werden neben Formen mündlicher Literaturkritik (in diesem Semester aufgrund der Distanzlehre eher weniger) schriftliche Besprechungen und Rezensionen für verschiedene Zielgruppen. Sie bekommen Feedback zu Ihren Rezensionen, lernen Ihre Texte zu verbessern, die anderer zu lektorieren (und zu redigieren) und arbeiten sich über mehrere Fassungen an Ihre 'finale' Rezension heran.
Das Seminar ist Teil des Lehrprojekts „literaturkritik.de“ an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und kooperiert mit der Essener Redaktion „Gegenwartskulturen“. Außerdem wird die Publikumsveranstaltung "Das Feierabendbuch" von den Seminarteilnehmerinnen mit gestaltet.
LITERATUR: Die zu besprechenden Titel werden kurzfristig festgelegt. Da es sich um Neuerscheinungen handelt, sind die Bücher nicht als Taschenbücher zu haben.
Forschungsliteratur (wird als Reader zur Verfügung gestellt)
Anz, Thomas: Theorien und Analysen zur Literaturkritik und zur Wertung. In: ders./Baasner, Rainer (Hrsg.): Literaturkritik. Geschichte – Theorie – Praxis. München 2004, S. 194-236.
Dotzauer, Gregor: „Literaturkritik“. In: Schütz, Erhard u.a. (Hrsg.): Das BuchMarktBuch. Der Literaturbetrieb in Grundbegriffen. Reinbek bei Hamburg. 2005, S. 231-235.
Huber, Martin: Rezension. In: Anz, Thomas (Hrsg.): Handbuch Literaturwissenschaft, Band 3: Institutionen und Praxisfelder. Stuttgart 2013, S. 316-319.
Neuhaus, Stefan: Literaturkritik. Eine Einführung. Göttingen 2004 (daraus: Kap. 3: „Geschichte der Literaturkritik“, S. 31-82; und Kap. 7: „Wertungsmodelle“, S. 147-163).
Vandenrath, Sonja: „Literaturpreise“. In: Schütz, Erhard u.a. (Hrsg.): Das BuchMarktBuch. Der Literaturbetrieb in Grundbegriffen. Reinbek bei Hamburg 2005, S. 231-235
Von Heydebrand, Renate/Winko, Simone: Einführung in die Wertung von Literatur. Systematik – Geschichte – Legitimation. Paderborn 1996 (daraus: Kap. 3: „Typologie axiologischer Werte zur Beurteilung literarischer Texte“, S. 111-131).
Gruppe 3: Dr. Liane Schüller: Migrationsgeschichte(n)
Motive von Flucht und Migration werden in literarischen Texten der Gegenwartsliteratur auf vielfältige Weise thematisiert, dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf demografischen Entwicklungen, verbreiteter absoluter Armut, auf der Übernutzung natürlicher Ressourcen sowie auf dem Klimawandel und dem Wohlstandsgefälle, die starke Triebkräfte zur Migration sind. Literatur, die sich mit Migration auseinandersetzt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Teil des kulturell-gesellschaftlichen Dialogs fest etabliert. Dabei sind massenhafte Zuwanderungen Ereignisse, die häufig in Kollektivsymbolen ihren Ausdruck finden („Zustrom“, „Welle“, „Lawine“). Im Seminar nehmen wir derartige sprachliche Phänomene, damit verbundene Stereotype sowie verschiedene Facetten der Darstellung von Flucht – narrative Verfahren wie Zeitdehnung und Verdichtung von Ereignissen, etwa durch introspektives Erzählen – anhand ausgewählter literarischer Texte in den Blick und analysieren sie vor dem Hintergrund ihres Entstehungskontexts, aber auch mit Blick auf aktuelle Diskurse.
Das Seminar findet im Rahmen des fächervernetzenden Projekts ‚Geschichte(n) von Migration, Mobilität und Flucht‘ von Simone Loleit und Liane Schüller statt. Bei dem Projekt werden Perspektiven auf das hochaktuelle Thema aus dem Bereich der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft und Mediävistik zusammengeführt. Für den 27. November steht eine gemeinsame Exkursion auf dem Programm. Für den 17. Januar ist ein gemeinsamer Blocktag geplant, zu der Studierende aus beiden Seminaren Beiträge liefern. Beide Zusatztermine sind verbindliche Bestandteile des Seminars. Detaillierte Hinweise zu verbindlichen Lektüren und zum Seminarverlauf, zur Exkursion und zum gemeinsamen Blocktag werden in der ersten Seminarsitzung bekannt gegeben
Gruppe 4: Interkulturelle Gegenwartsromane (PD Dr. Stefan Hermes)
Das Konzept 'Interkulturalität' ist in der germanistischen Literaturwissenschaft seit rund zweieinhalb Jahrzehnten fest etabliert. Allerdings hat es auch wiederholt kritische Einwände hervorgerufen, und in diesem Zusammenhang sind unter anderem die Alternativbegriffe 'Transkulturalität' sowie, in jüngerer Zeit, 'Intersektionalität' ins Spiel gebracht worden. Vor diesem Hintergrund wollen wir zu Beginn des Semesters einige einschlägige theoretische Texte diskutieren und auf diese Weise eine geeignete Basis für unsere anschließende Auseinandersetzung mit einigen Romanen der Gegenwartsliteratur schaffen. Beschäftigen werden uns dabei insbesondere narrative Inszenierungen von (kultureller wie individueller) Identität und Alterität, von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, und zwar zunächst mit Blick auf die folgenden Texte, die Sie bitte jeweils in der Taschenbuchausgabe anschaffen:
Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt (2012), Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran (2016).
Welche Texte wir darüber hinaus behandeln, werden wir gemeinsam festlegen!
Teil des Seminars ist überdies der gemeinsame Besuch einer Lesung des Historikers Mohammad Sarhangi aus seinem demnächst bei S. Fischer erscheinenden Sachbuch Jahre der Angst, Momente der Hoffnung. Eine Gefühlsgeschichte der Migration, die am Di., 05.11.24, ab 19 Uhr, im Café "Die Brücke" auf dem Campus stattfinden wird, sowie einer Lesung von Shida Bazyar am 15.01.25, 18 Uhr.
Gruppe 5: Gesellschaftreflexionen in der Literatur (Prof. Dr. Corinna Schlicht)
Gesellschaftreflexionen im Unterschied zu (reinen) Individualgeschichten finden sich in der Literatur in verschiedenen Formen, als Satire oder als Zeitroman, als dokumentarisches Theater oder als Thesenstück, als laute Anklage oder als nüchterne Zeitdiagose. Wir wollen in diesem Seminar verschiedenen zeitgenössischen Texten widmen, um die ästhetischen Strategien ebenso wie die behandelten Themenfelder herauszuarbeiten. Dazu werden wir mit zwei Autor:innen ins Gespräch kommen können, denn Christoph Peters ist im WS unser Poet in Residence und Shida Bazyar wird am 15. Januar 2025 exklusiv zu Gast in unserem Seminar sein. Folgende Texte werden wir im Laufe des Semesters besprechen. Bitte kaufen Sie sich die Romane von Bazyar, Peters und Kubiczek.
- Shida Bazyar: Drei Kameradinnen. KiWi Taschenbuch (bitte kaufen).
- Christoph Peters: Der Sandkasten. Luchterhand (bitte kaufen).
- André Kubiczek: Komm in den totgesagten Park und schau. rororo Taschenbuch (bitte kaufen).
- Fatih Akin: AUS DEM NICHTS (den Film werden wir uns gemeinsam im Seminar anschauen).
- Andres Veiel: Das Himbeerreich (das Theaterstück wird Ihnen zu Semesterbeginn zur Verfügung gestellt).
Es ist sinnvoll, frühzeitig mit dem Lesen zu beginnen, deshalb beginnen Sie (schon vor Semesterbeginn) mit dem Roman von Kubiczek, danach werden wir den Roman von Peters lesen und zum Semesterende den von Bazyar. Neben der gründlichen Lektüre (auch der bereitgestellten Forschungsliteratur) setze ich Ihre Bereitschaft zur regelmäßigen aktiven Teilnahme an den Seminarsitzungen voraus. Im Selbststudium können Sie weder Ihre Diskursfähigkeit, die essentiell für das literaturwissenschaftliche Arbeiten ist, üben noch ein breiteres Verständnis der literarischen Texte sowie der in ihnen verhandelten zeitgenössischen Debatten entwickeln.
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