Kommentar: |
Bereits in der Kindheit erwerben Menschen in ihren Herkunftsmilieus einen bestimmten Blick auf Politik sowie eine politische Identität (‚politischen Habitus‘), welcher sich in der Jugendphase weiter formt und seit der Etablierung des Internets besonders starken medialen Einflüssen ausgesetzt ist. Auch im weiteren biographischen Verlauf, etwa der Berufs- und nachberuflichen Phase, bestimmt dieser wertegesteuerte Blick Vorlieben für bestimmte politische Positionen.
Gesellschaftliche und politische Krisen (wie etwa Klimakatastrophe, Krieg, Pandemie etc.) können in diesem Rahmen als Umbruch-Situationen gelten, die bestehende (einsozialisierte) Ordnungen irritieren und verändern. Sie künden vom Wandel des „Normalen“ (Link 2013, 9 ff.), aber auch vom Verlust deutungs- und handlungsorientierender Überzeugungen (Ortega 1951, 37 ff.). Gerade für die (politische) Bildungsarbeit gilt daher: „Krisenzeiten sind Lernzeiten“ (Käpplinger et al. 2021, 6).
Im Seminar setzen wir uns mit verschiedenen theoretischen Ansätzen politischer Sozialisation auseinander und gehen der Frage nach, wie sich das ‚Politisch-sein‘ mit dem Alter verändert. Über Mini-Interviews blicken wir dabei auf biographische Erfahrungen mit Politik und wie es ggf. zu Entfremdungen mit etablierter Politik kommt. In der Seminargruppe diskutieren wir die Bedeutung für politische Bildungsprozesse in Krisenzeiten. |