Scheint der Begriff der Erziehung schon im Kindes- und Jugendalter in Erziehungswissenschaft und -praxis Unbehagen zu erzeugen (stattdessen wird von Beziehung, frühkindlicher Bildung etc. gesprochen), wird dieser allgemein für Erwachsene in Wissenschaft und Praxis als gänzlich ungeeignet angesehen. Gleichzeitig sind vielfältige Phänomene in der Erwachsenenbildung zu beobachten, die durchaus dem gedanklichen Kreis der Erziehung zugeordnet werden können. Zahlreiche macht- und vereinzelt herrschaftskritische Studien in den vergangenen Jahren weisen dies nach, jedoch spielt Erziehung in diesen dann nominal keine Rolle. Dieser aktuellen theoretischen Leerstelle widmet sich das Seminar und nimmt den Faden einer kürzlich begonnenen Debatte auf.
Das Seminar ist in Form einer Theoriewerkstatt angelegt. Nach einführenden Überlegungen zur Frage der Forschung mit Theorien in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung soll im nächsten Schritt die aktuelle Debatte um die Frage der Erwachsenenerziehung auch in ihrer historischen Dimension analysiert und diskutiert werden, um daran anschließend Erziehungsphänomenen im Erwachsenenalter und darin verorteten Bildungsveranstaltungen in den Blick zu bekommen. Die rahmende und leitende Forschungsfrage nach der Geltung und Bedeutung des Erziehungsbegriffs für die Erwachsenenbildung wird anschließend mit spezifischen Forschungsfragen im Phänomenhorizont spezifiziert. |