Die sozialpolitischen Debatten der letzten Jahre zeugen von einer erhöhten Aufmerksamkeit für Armut in Familien. In den Reformdiskussionen zu Bürgergeld und Kindergrundsicherung fallen Schlagwörter wie die Teilhabe von Familien mit geringem Einkommen, die (frühestmögliche) Arbeitsmarktintegration von Eltern und integrierte/vernetzte Leistungen zur Prävention von Kinderarmut.
Vor dem Hintergrund nimmt das Seminar den Zusammenhang von Armut und Familie im Wohlfahrtsstaat unter die wissenschaftliche Lupe: Wie sichern Sozialstaaten unterschiedliche Familienformen vor Einkommensarmut? Welche ambivalenten Folgen haben Mindestsicherungsleistungen im Familiengefüge und wie werden individuelle Armutsrisiken in Familien abgefedert – mit oder ohne sozialstaatliche Unterstützung?
Im ersten Teil des Seminars erarbeiten wir uns Grundlagen und Grundbegriffe. Das umfasst zum einen sozialwissenschaftliche Armutsbegriffe (und Bezüge zu verwandten Begriffen wie Prekarität, Exklusion, soziale Ungleichheit) und theoretische Zugänge zum Verhältnis von Armut und Familie, zum anderen Regelungen und Prinzipien des Mindestsicherungssystems in Deutschland.
Im zweiten Teil diskutieren wir exemplarische Studien u.a. zu Schlüsselthemen wie Armutsgefährdung in unterschiedlichen Familienkonstellationen und zum Phänomen der Working Poor. Zentral im Blick sind dabei die alltäglichen Lebensführungen im Hilfebezug, etwa Arbeitsteilung/Geschlechterverhältnisse, Erziehung und Haushaltsstrategien unter Bedingung eines geringen Einkommens. In dem Zusammenhang fragen wir auch nach der Rolle der Sozialen Arbeit bei der staatlichen Regulierung von (Familien-)Armut. |