Der Begriff Gouvernementalität geht auf den Sozialphilosophen Michel Foucault zurück. In den letzten 20 Jahren wurde diese Perspektive für die Theorie Sozialer Arbeit fruchtbar gemacht. Der Begriff Gouvernementalität wird für ein spezifisches Feld an machtanalytischen Perspektiven gebraucht. Zum einen ist damit ein relationales Verständnis gesellschaftlicher Machtverhältnisse verbunden (weites Verständnis). Darüber hinaus steht dieser Begriff aber auch für die Geschichte der Entstehung des ‚modernen‘ (Regierungs-)Staates (enges Verständnis) und mit ihm die unterschiedlichen Institutionen der öffentlichen Daseinsvorsorge, wie die Soziale Arbeit.
Daher ist Gouvernementalität nicht nur als eine Theorieperspektive zu verstehen, sondern vor allem auch als eine Analytik, deren Kennzeichen eine poststrukturalistische Sozialtheorie, eine historische Erkenntnismethode und ein spezielles Verständnis von Kritik beinhaltet. Die Gouvernementalität Sozialer Arbeit ist als eine Kritik (an) Sozialer Arbeit zu lesen. Es geht also darum Soziale Arbeit zu problematisieren und sie als Teil der gesellschaftlichen Verhältnisse zu reflektieren. Als Kritik Sozialer Arbeit hat sie die Funktion pointiert und in zugespitzter Weise Kritik zu formulieren und nicht die Praxis anzuleiten, zu begründen oder zu legitimieren.
Für eine gelungene Teilnahme wird das regelmäßige Erarbeiten der Literatur, die Beteiligung im Seminar, die Bereitschaft zur Arbeit in Kleingruppen vorausgesetzt, erwartet wird auch Neugierde und Interesse daran, anders über Soziale Arbeit nachzudenken und die Bereitschaft sich mit komplexen Gedankengängen zu konfrontieren. Wir werden uns gemeinsam mit dem Poststrukturalismus, Kritikverständnis, Machtverhältnissen, Geschichte Sozialer Arbeit, Regierung u. Menschenführung, sozialpolitischer Programmierung Sozialer Arbeit, mit Diskurs- und Praxisbegriff und empirischen Arbeiten zur Gouvernementalität Sozialer Arbeit usw. auseinandersetzen, um uns hierüber diese Theorie Perspektive zu eigen zu machen.
Hierzu werden wir einen Reader anlegen in dem die relevanten Texte gesammelt werden.
Ich sehe die Herstellung einer respektvollen, fokussierten und offenen Arbeitsatmosphäre im Seminar als gemeinsame Aufgabe der Seminarleitung und der Teilnehmenden.
Ich freue mich auf ein interessantes Seminar mit ihnen. |