Gruppe 1: Judith Hermann: Erzählwerk und Poetikvorlesungen (Prof. Dr. Alexandra Pontzen)
Judith Hermann gehört zu den bedeutendsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur und wird seit ihrem Debüt „Sommerhaus später“ (1998) mit dem Genre der Erzählung assoziiert, obwohl mit „Aller Liebe Anfang“ (2014) und „Daheim“ (2021) auch zwei Romane vorliegen – letzterer vielfach ausgezeichnet. Mit ihren Poetikvorlesungen „Wir hätten uns alles gesagt“ (2023) hat Hermann ihr Schreiben und die Erzählform nicht nur reflektiert, sondern auch neu interpretiert. Das Seminar will zentrale Themen, ästhetische Verfahren und Entwicklungen innerhalb des erzählerischen Werks erarbeiten und sich am Beispiel der Vorlesungen mit dem Genre der Autorenpoetik auseinandersetzen.
Anzuschaffende Literatur:
Judith Hermann: Nichts als Gespenster. Erzählungen.
Judith Hermann: Lettipark. Erzählungen
Judith Hermann: Daheim. Roman
Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt. Poetikvorlesungen
Alle im Fischer Verlag als TB erhältlich.
Gruppe 2: Machtspiele: Intrigen und Revolten in Dramen zwischen Barock und Klassik (PD Dr. Charlotte Kurbjuhn)
Intrigen kommen in den besten Familien vor. Gegenstand der Diskussionen werden zentrale Trauerspiele und Tragödien der Literaturgeschichte vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert sein, in denen es genau darum geht: Intrigen, und zwar oft auf höchster Staatsebene, mitunter aber auch im bürgerlichen Umfeld (wie sah das mit der "Ständeklausel" aus? Und mit der Stilhöhe? Was kennzeichnet noch einmal ein "Bürgerliches Trauerspiel"? Genau, wenn Sie jetzt zu lange überlegt haben, sollten Sie am Kurs teilnehmen, um noch einmal gattungstheoretisches und literaturhistorisches Wissen aufzufrischen und ihre Analysekompetenzen zu festigen!). Auf dem Programm werden folgende Dramen stehen:
Andreas Gryphius: Leo Armenius
Andreas Gryphius: Carolus Stuardus
G. E. Lessing: Miss Sara Sampson
Goethe: Götz von Berlichingen
Schiller: Die Räuber
Schiller: Wilhelm Tell
Alle Texte sind bei Reclam verfügbar; weiter Hinweise folgen in der ersten Sitzung bei der Programmvorstellung.
Gruppe 3: Texte des 20. Jahrhunderts (Prof. Dr. Corinna Schlicht)
In diesem Seminar wollen wir uns Lyrik und Prosa des 20. Jahrhunderts zuwenden. Zum einen geht es darum, literatur- und gattungsschichtliches Wissen zu vertiefen, zum anderen darum, zentrale Stimmen des 20. Jahrhunderts kennenzulernen. Bitte kaufen Sie sich folgende Bücher und bereiten Sie sie gründlich vor:
- Jahrhundertchronik. Deutsche Erzählungen im 20. Jahrhundert (Reclam).
- Die hundert besten deutschen Gedichte des Jahrhunderts. Ausgewählt von Marcel Reich-Ranicki. (Insel TB).
- Forschungsliteratur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Gruppe 4: Literatur und Recht (PD Dr. Charlotte Kurbjuhn)
Wir nähern uns im Semianr einer Reihe von bekannten Texten - Balladen, Erzählungen und Dramen - aus der Perspektive der "Law and Literature"-Studies und fragen nach den (je nach Gattung spezifischen) Darstellungsweisen des Verhältnisses von Literatur und Recht. Zugleich verorten wir die Texte in ihrer Entstehungszeit und deren rechtshistorischen Hintergründen - denn literarische 'Rechtsfälle' reagieren auf soziale, ökonomische und politische Umbrüche ihrer Gegenwart und 'verhandeln' die Unsicherheiten, aber auch Vergeltungsbedürfnisse der Zeitgenossen im Medium der Literatur. Wir diskutieren über unterschiedliche rechtsphilosophische Positionen zur Begründung (und Notwendigkeit) von Strafe, über gewandelte Strafpraktiken im Spiegel der Literatur und über die Konkurrenz von Recht(s)gefühl, Naturrecht und positivem Recht - und wenn Ihnen das alles noch unbekannt ist: umso interessanter wird es im Kurs! Dort stehen auf dem Programm: Texte von Schiller (Der Verbrecher aus verlorener Ehre, Vorrede zum Pitaval), Heinrich von Kleist (Der Findling; Michael Kohlhaas; Der Zerbrochne Krug), Annette von Droste-Hülshoff (Die Vergeltung; Die Judenbuche), Conrad Ferdinand Meyer (Die Füße im Feuer) und Franz Kafka (Der Process). |